
Himbär-Staude in der Morgensonne, verspricht süße Ernte. Nebenan prangte wieder mal Vogelkot auf dem Gartentisch . Völlig normal. Ich erfreue mich am schmelzenden Belcanto von Zilpzalp, Braunelle, Zaunkönig, dem artistischen Geturne der Blaumeise am schlanken Halm und dem majestätischen Anblick des Bussards. Da bleiben Hinterlassenschaften nicht aus. Routine also. Heuer war das etwas anders.
Der dunkle Klacks lachte mich für einen Moment höhnisch, ja fast bedrohlich an. Und das lag nicht nur an der einem Grinsen ähnlichen Form, die Dinger sehen ja oft aus wie Rorschach Testfiguren. Mir spukte die Entwicklung der Vogelgrippe der letzten Zeit durch den Kopf. 2022 war ein Ausbruch mitten in der Brutzeit Im Wattenmeer und an der Nordsee völlig neu und das wiederholt sich jetzt .
Wer sich Vögeln nur in Form von Grillhähnchen nähert, dürfte davon erstmal unberührt sein. Und grundsätzlich gilt, Zitat Robert-Koch-Institut: „Insgesamt besteht also für die Übertragung von aviärer Influenza sowohl von Vögeln auf Menschen als auch von Mensch zu Mensch eine erhebliche Barriere.“ Es gilt allerdings auch, und die Tendenz nimmt zu, Zitat RKI: „Generell ist es möglich, dass sich Influenzaviren über verschiedene Zwischenwirte (Säugetiere) besser an den Menschen anpassen.“ Wir können also eine Coronaähnliche Entwicklung nicht ausschließen. Noch ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering.
Noch.
Was würde das für den schlimmsten Fall, eine Pandemie, bedeuten und zwar für die finale Konsequenz, die Todesrate pro Ansteckungsfälle? Zitat RKI: „Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden seit 2003 weltweit über 2.600 humane Erkrankungen und 1.100 Todesfälle mit aviärer Influenza nachgewiesen.“
Also nahe 50 Prozent. Zumindest bei den diagnostizierten Fällen, wenn man die symptomreduzierten Unauffäligen dazu nimmt, sieht das natürlich anders aus. Das ist trotzdem eine völlig andere Kategorie als Corona, wo wir auch schon eine erhebliche Übersterblichkeit (=Mortalität, bezogen auf die Gesamtbevölkerung. Letalität ist die Todesrate bezogen auf die Erkrankungen) gerade in vulnerablen Gruppen hatten.
Für einen winzigen Moment wurde da in der strahlenden, schon wärmenden Morgensonne mein fröhliches Gemüt und Herz durch einen kleinen, eiskalten Finger erschreckt.
Ach was. Ich hob der Sonne meinen im Glas funkelnden Port entgegen. Ich vertraue auf die Wissenschaft, die Entwicklung von passgenauen mRNA-Impfstoffen, ausgefeilte Notfallpläne, bei denen auch mal allzu renitente Impfgegner*innen gekeult werden und nicht immer nur die armen Hähnchen (Grill!), und darauf, dass die nächste Seuche keine Vogelgrippe wird. Wie sieht es eigentlich mit einer Kreuzung von Vogelgrippe und Influenza aus, hat da jemand mal die Wahrscheinlichkeit ausgerechnet?
Ihnen fröhliche Ostern. Und betrachten Sie Ihre Eier für einen Moment mal mit etwas anderen Augen.