Die Teilnehmenden am Karneval der Kulturen arbeiten das ganze Jahr auf diesen einen Tag hin. Da gibt es keine Folgekonzerte oder Auftritte, nur diesen einen Tag. Heroes just for one Day. Dieses Gefühl vermittelt sich auch den Zuschauerinnen. Na ja, nicht allen. Natürlich gab es einen gigantischen Haufen Müll, eine Riesensauerei sowas. Aber wo immer mehr Menschen ihr Leben nicht im Griff haben unter den immer schlimmer werdenden Verhältnissen, wie sollen die da ihr Abfallproblem in den Griff kriegen. Und hier beim Karneval haben sie endlich mal das Gefühl, nicht ausgeschlossen zu sein, Teil von etwas Großem, Schönen zu sein, etwas, das über sie hinausweist und für einen Moment den Blick auf eine mögliche, bessere Welt freilegt. Also ja, zuviel Müll. Aber das ist es die Sache wert und die Mädels und Jungs von der Mülle, so ihre Selbstbezeichnung, machen jeden Karneval einen phantastischen Job. Direkt nach dem letzten Karnevalswagen setzen sich Reinigungs-Kolonnen in Bewegung und ein paar Stunden später ist nichts mehr vom Spektakel der Hunderttausende zu ahnen. Schön auch die Gesundheitsbilanz: Es gab laut Presse gerade einen Kreislaufkollaps. Ich habe nicht einen Volltrunkenen oder Drogenüberdosierten gesehen.
Das Phänomen kennen Sie vielleicht aus gut besuchten Urlaubsorten. Im Zentrum ist der Teufel los, zwei Straßen weiter Leere, beschauliche Stille. Der Herdentrieb. Bei sowas von Schwarmintelligenz zu sprechen, scheint mir vermessen. Ich würde eher von Schwarmblödheit reden. Mir soll’s recht sein. War schön auf der Arndtstr. , mit Blick auf die Bergmann…