22.06.2023 – Endlich wieder auf der Straße

Boxkampf „Politik gegen Armut“ der Landesarmutskonferenz vor dem niedersächsischen Landtag. Hier unsere zwei Champs beim Sparring, kurz nach dem Aufbau. Wie beim Profiboxen war der Ausgang der Kämpfe vorher abgesprochen. Die Vertreterinnen der Politik, allesamt Landtagsabgeordnete, würden ihre Kämpfe gegen die Armut gewinnen. Anders als im Leben gewinnt die Politik den Kampf gegen die Armut und die geht k. o.. Details hier im Vorabbericht

Im Landtag sitzen nach der Wahl 2022 viele neue Abgeordnete, im Sozialausschuss ist fast alles neu. Das Boxspektakel diente dazu, in Kontakt zu kommen und sich auszutauschen. Boxen als Netzwerken. Wir hatten die Aussage der Bilder vorab eingegrenzt. Es durfte auf keinen Fall der Eindruck entstehen, dass Politiker*innen Arme zu Boden schlagen. Also druckten wir nicht „Armut“ auf die T-Shirts, sondern die Krisenmomente wie „Inflation“, Wohnungslosigkeit“, „Langzeitarbeitslosigkeit“ und die Kontrahenten gingen nicht zu Boden, sondern es wurde das Handtuch geworfen. Wenn sich da ein falsches Bild verselbstständigt, können Sie argumentieren so viel so wollen, das Bild wirkt. Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. Auch im Kopf, in der Vorstellungskraft.

Swantje Schendel, sozialpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, erwies sich als Naturtalent.

Sie prügelte derart vehement und professionell auf unseren 2,05 Meter Superschwergewichtler Falk ein, dass mir fast angst und bange wurde. Und wir hatten in der Vorbesprechung noch die Marschroute ausgegeben: Besonders bei Frauen aufpassen. Von wegen.

Souveräner Linksausleger Oliver Lottke, SPD, Vorsitzender im Sozialausschuss. Ebenfalls im Ring der ehemalige LAK-Sprecher Thomas Uhlen, CDU, der die LAK mit als Sprungbrett für seine Karriere genutzt hat. Was durchaus im Sinn der Erfinderin ist, je mehr aus unseren Zusammenhängen im Landtag sitzen, die das Wort „Armut“ wenigstens schon mal gehört haben, desto besser. Ich mach zwar nicht viele Illusionen über die Nachhaltigkeit dieses Netzwerkprinzips, aber wer nix macht, der hat schon von vornherein verloren.

Da ich früher Kampfsport betrieben habe, ging ich natürlich auch in den Ring. Das Resultat war suboptimal. Eine Runde leichtes Sparring und hinterher tat ein Knie so weh, dass ich kaum noch laufen konnte und eine halbe Stunde brauchte, um wieder zu Luft zu kommen. Gute Göttin, dachte ich, bin ich etwa älter geworden? Kann doch gar nicht sein.

Die Straße als Prinzip, als Ort bürgerlicher Öffentlichkeit ist für mich unverzichtbar, sowohl als Diskursort im Rahmen intervenierender, ästhetischer, direkter Aktion als auch als individuelle Lustquelle. Ich hatte trotz Knieschmerzen und Luftknappheit beste Laune.

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