
Blumen, Zen und grüne Gärten. Im Rahmen meiner morgendlichen Garten-Zen-Meditation spräche ich, wäre ich gläubig, regelmäßig ein Dankesgebet dafür, dass ich in einer WEG wohne, was keine erweiterte WG ist, wie Alt-Hippies glauben mögen, sondern das Kürzel für Wohnungs-Eigentümer*innen-Gemeinschaft. Wohin mich glückliche Umstände geführt haben. Es war weder Lebensziel von mir, Kanzler zu werden, Lokführer, Pilot oder gar Wohnungseigentümer. Hat sich so ergeben. Schwein gehabt angesichts der aktuellen Mietsituation. Die Geschichte ist für einen übergeordneten, politischen Kontext auch nur deshalb von Belang, weil sie prototypisch für den Paradigmenwechsel in den 90ern steht: Wie aus ehemaligen Hausbesetzern Hausbesitzer wurden. O tempora o mores. Dazu demnächst mehr.
Heute geht es um mögliche Lösungen der dramatischen Wohnsituation für alle die, die weder glückliche Umstände erfahren haben noch mit ausreichend Taler versehen sind, so dass ihnen die Wohnkostenentwicklung am Arsch lang gehen könnte. Was auf maximal ca. 30 Prozent der Bevölkerung zutrifft. 40 Prozent haben keinerlei Rücklagen oder gar Schulden, 60 Prozent müssen ihr gesamtes Einkommen für den Lebensunterhalt ausgeben.
Grundsätzlich brauchen wir zwei Jahrzehnte der Rekommunalisierung. Das heißt, die Sünden der vergangenen Jahrzehnte an Privatisierung von öffentlicher Daseinsfürsorge auf den Gebieten Gesundheit, Energie, Wohnen, Verkehr, Bildung, etc. müssen radikal und unumkehrbar rückgängig gemacht werden. Das ist sowohl sozialökologisch notwendig, der Markt richtet es eben nicht, als auch aus Gründen des Erhalts unserer Demokratie. Bis es soweit ist, hier ein paar ungeordnete Vorschläge zum Thema „Bezahlbares Wohnen“:
– Aldi und Lidl überbauen, d. h. alles, was flach, eingeschossig gebaut ist in Cities, muss aufgestockt werden
– Ganze Straßenzüge überbauen, siehe https://berliner-abendblatt.de/service/berlin-spandau-welterbe-zum-anfassen-am-denkmaltag-id86493 Berlin Siemensstadt
– In die Tiefe bauen, Hochhäuser, die gen Himmel streben, können das auch in die andere Richtung
– Kooperation zwischen Landeswohnungsbaugesellschaft und kommunalen Genossenschaften, zum Ankauf von Vonovia etc. Liegenschaften
– Leerstandskataster in Ballungsräumen erstellen für leerstehende Büros und Industriebrachen, die zu Wohngebäuden umgebaut werden können
– Eine ganzheitliche Quartiersentwicklung, funktionierendes Quartiersmanagement, mit Betroffenenbeteiligung
– Gesundheitskioske in sozialen Brennpunkten, als Basis für niedrigschwellige Information, Aufklärung, Beratung
– Neue Wohngemeinnützigkeit
– Matching Agentur Wohnen, die Menschen mit unterschiedlichen Wünschen zusammenbringt, z. B. Senior*innen, denen die Wohnung, das Einfamilienhaus zu groß geworden ist, mit Student*innen, die Zimmer suchen. Oder für Wohnraumtausch mit Familien, die zu kleine Wohnungen haben.
– Eine jährliche Wohnungsnotfallstatistik, wie in NRW und Berlin
– Keine Strom- und Gassperren, keine Zwangsräumungen
– Mobilisierung von Bauland für bezahlbaren Wohnraum durch die Anwendung von Erbbaurecht, Rekommunalisierung von Liegenschaften und Gründung eines öffentlichen Bodenfonds.
– Enteignungen von börsennotierten Wohnungsunternehmen mit mehr als 3.000 Einheiten
– Nationalen Aktionsplan zur Überwindung von Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit in die Praxis umsetzen.
Blumen, Zen und grüne Gärten, siehe oben, ist übrigens eine Anspielung auf das Buch „Gammler, Zen und hohe Berge“ von Jack Kerouac, ohne den die 60er und alles was danach kam, nicht möglich gewesen wäre, und ohne den ich später nicht durch Europa getrampt wäre. Na ja, halb Europa.
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