23.07.2023 – Wer die Wahl hat, hat die Qual?

Medien über SCHUPPEN 68:  Aktion „Freibier und Erbsensuppe“, HAZ, 10.11.2007. Ich hab keine Ahnung mehr, was in den ganzen Berichten geschrieben wurde, der Gang ins Archiv ist eine feine Reise in die Vergangenheit mit jeder Menge Wiederentdeckungen. Und einem hohen Grinsfaktor. Ich bin gespannt, ob in einem der zahlreichen Berichte irgendwo mal steht, dass die ganzen Aktionen, Interventionen, Performances neben ihrem ästhetischen Eigenwert auch eine hochgradige Verarschung des zeitgenössischen Kunstbetriebes waren.

Medien über SCHUPPEN 68: Neue Presse, 03.03.2008. Aktion zur Produktions-Einstellung des lokalen Lindener Bieres. Kein Verlust, eine eklige Plörre. 11 Zuschauer*innen, immerhin. Ich hab Helge Schneider im hiesigen Veranstaltungsort „BAD“ vor vielen Jahren mal per Zufall gesehen, 5 Zuschauer*innen. Schaun mer mal ….

Aber hier bin ich einer Sternstunde meines dichterischen Schaffens wiederbegegnet: Der Umdichtung von „Hälfte des Lebens“ des Dichtergottes Friedrich Hölderlin:

„ …..

Und trunken von Küssen

Tunkt Ihr das Haupt

Ins heilignüchterne Bier.“

Also das in Verbindung mit dem profanen Prollgesöff Lindener Bier, das hat was. Heilnüchtern kann man angesichts der Perspektiven im Lande nicht werden, eher höllischbesoffen. Uns stehen Wahlen ins Haus und die werfen düstere Schatten voraus. 2023/24 Landtagswahlen in Bayern, Hessen, Sachsen, Thüringen, Brandenburg und die Europawahl, jede Menge Kommunalwahlen und die Bundestagswahl in 2025, wofür sich die Kontrahenten jetzt schon in Stellung bringen. Der hessische MP Boris Rhein, CDU, gibt den Wahlkampf-Grundton vor: Grenzen dicht, die Nation muss sauber bleiben. Was von oben als ausgewogener Beitrag zur Migrationsdebatte verstanden werden will, kommt unten als Appell zum Heime-Anzünden an. Irgendwas gegen Ausländer*innen, das zieht immer. Der Rhein Vorgänger Roland Koch hatte schon vor 25 Jahren mit der Rassismuskarte Wahlen in Hessen gewonnen. „Wo kann ich hier gegen Ausländer unterschreiben?“ Fragten damals die Einen. Während die Anderen nicht lange fackelten und Flüchtlingsheime abfackelten.  

Wenn das nicht reicht, wird eine Kampagne gegen Sozialschmarotzer via Bild losgetreten, antisemitisch sind „wir“ sowieso schon, Gewalt gegen Frauen nimmt zu, Toleranz gegen LGBTQ nimmt proportional ab. Minderheiten sollten sich warm anziehen, alles, was rechts ist und egal wie heiß die Sommer noch werden.

Die Einen haben die Wahl, die Anderen die Qual.

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