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Gesehen in Friedrichsbrunn in der Ostzone, im zauberhaften Ostharz. Ich bin selten drüben, außer im Umfeld von Berlin und das zählt nicht. Wenn man was von ostzonalen Mentalitäten mitkriegen will, muss man wohl in die sogenannte Provinz.

Die DDR war mir egal, als sie noch lebte. Mich interessierten eher südliche Regionen, leben hätte ich in der DDR nie wollen. Aber ebenso selbstverständlich wie in der BRD meine Heimat war, hielt ich die DDR für den besseren Staat. Ein Versuch nur, eine bessere Welt zu schaffen, erbärmlicher Versuch, autoritär, repressiv, versteinert, gescheitert. Aber sie haben es wenigstens versucht. Einen Versuch habe ich hier, in der BRD, nicht erkennen können. Hier galt als oberste Maxime das konsumistische Manifest. Profit, Gier, Konsum, Konsum, und als Bewusstseinskleister für den Pöbel die Lüge vom Wohlstand für alle. Das bessere Leben für Viele hierzulande war lediglich ein Kollateralnutzen der Systemkonfrontation im Kalten Krieg und wird nach dessen Ende sukzessive rückabgewickelt.

Betrachtet man die Ex-DDR unter dem Vorzeichen einer antifaschistischen Strategie, muss man sie im Vergleich zur BRD als gelungeneres Referenz-Modell bezeichnen. Faschismus gab es auch in der DDR-Gesellschaft, wie sich an den brennenden Ausländerheimen in der Ostzone 1990 ff. beobachten ließ. Der ist den Doitschen wohl irgendwie in den Genen eingeschrieben. Er wurde allerdings zu DDR-Zeiten durch gnadenlose Repression unterdrückt. Fast alle führenden Repräsentanten der Nachkriegs-DDR hatten während des Nationalsozialismus im Knast oder KZ gesessen, wenn sie nicht im Exil waren. Die führenden Repräsentanten der Nachkriegs-BRD hatten auch oft mit KZs zu tun, aber entweder bauten sie welche, wie der Ex-BuPrä Heinrich Lübke, oder sorgten dafür, dass KZs und Vernichtungslager voll wurden, wie die graue Adenauer-Eminenz Hans Globke. Diese Erfahrungen hatte die Führungselite der DDR beinhart im Kampf gegen Faschismus gemacht: Nie wieder Faschismus. Strafrecht, Polizeiknüppel, Überwachung, Repression, waren Mittel dazu, und sie funktionierten. Die negativen Folgen waren Versteinerung und Verhärtung sowohl der Gesellschaft als auch der Repräsentanten. Hört sich wie ein ethisches Dilemma an, ist es aber nicht. Es gilt die Güterabwägung: Was ist ethisch vertretbarer, eine zunehmend faschistische Gesellschaft oder eine versteinerte? Der Antwort fällt mir persönlich leicht: Versteinerte Verhältnisse lassen sich zum Tanzen bringen, faschistische Verhältnisse ertrinken in Blut.

Insofern bleibt also als ein weiteres Modul einer antifaschistischen Strategie: Repression. Die volle Härte des staatlichen Gewaltmonopols gegen faschistische Entwicklungen in Staat und Gesellschaft.

Der repressive Charakter der Ex-DDR weht allerdings immer noch deutlich nach, die ostzonalen Mentalitäten wirken auf den Fremden, wie mich, in ihrer freundlich-rustikal-autoritären Art, siehe oben, skurril. Der vorherrschenden Tonlage „drüben“ scheint nach meinen letzten Eindrücken eine tiefe Sehnsucht nach klaren Regeln, Struktur, Ordnung, Hierarchien inne zu wohnen. Der autoritäre Charakter als Produkt jahrzehntelanger Repression zeitigt leider AfD-Wahlergebnisse in der Ostzone wie besehen und so bleibt als Fazit, dass die DDR den faschistischen Beelzebub mit dem repressiven Teufel ausgekehrt hat, eine wahrhaft tragödische Situation.

Schön übrigens auch die Ansage an der Kasse des DDR-Museums in Thale, Ostharz, auf unsere Frage, wie denn die Ausstellung aufgebaut, strukturiert sei:

„Sie müssen hinten anfangen!“

Ist doch herrlich, da bleibt einem die anarchische Qual der Wahl erspart.

Seid bereit. Pioniergruß in der DDR. DDR-Museum Thale.

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