
Blick ins Archiv, Politik & Kommunikation, das Blatt aus Berlin für Entscheider im politischen Sektor, 2013. Mittlerweile war auch das politische Berlin auf die Scherztruppe aus der norddeutschen Flachebene aufmerksam geworden und fragte etwas verwirrt nach, ob das nun ein Witz gewesen sei mit der Gründung der DGWS, Deutsche Gesellschaft für Witz und Scherz. Meine Antwort ist des politischen Sektors würdig, hinterher ist man in dieser Sache auch nicht viel schlauer. Da aber die Medien bei jeder SCHUPPEN 68-Aktion Bestandteil der Inszenierung sind, denn nur was medial stattfindet, hat real stattgefunden, überrascht das staatsmännisch präzise formulierte Nichtssagen nicht weiter. Wenn ich mir das ständig wachsende mediale Echo dieser Zeit auf die Aktionen anschaue, durchaus wohlwollend, teils mit Sympathisantinnen in den Redaktionen, ist es schon erstaunlich, wie wenig Kapital ich daraus geschlagen habe.
Wahrscheinlich fehlt mir das Sieger-Gen. Anders als, und damit sind wir mitten im politischen Berlin, wie es singt und lacht, das beim ehemaligen CDU-Bürgermeister Diepgen und seinem Spießgesellen, dem ehemaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden Landowski der Fall war .
Beide kannten sich aus Zeiten in einer schlagenden Verbindung und so führten sie sich auch in Berlin auf: Zynisch, größenwahnsinnig, gierig, brutal, unfähig. Wer diese nackte, unverhüllte Fratze arroganter Macht bewundern will, schaue sich die faszinierende arte- Serie an „Capital B – wem gehört die Stadt?“
Wer verstehen will, wie Berlin nach der Wende zu dem geworden ist, was es ist, wer wissen will, wie Macht und Herrschaft im Kapitalismus funktioniert und warum als Konsequenz immer mehr Menschen sich von der Demokratie abwenden, der ist hier bestens aufgehoben und wird zusätzlich mit einmaligem Archivmaterial aus der Zeit atemberaubend unterhalten. Beim Anblick der Bilder der bürgerkriegsähnlichen Schlacht um die besetzten Häuser in der Mainzer Straße 1990 nach dem Sommer der Anarchie grenzt es an ein Wunder, dass es dabei keine Toten gab .
Alle Kriminellen der Erde, so auch die Diepgen-Landowski-Bande, vermuteten zu Recht im Berlin der Nachwendezeit eine Goldgrube mit gigantischem milliardenschwerem Inhalt. Bestechung, Mord und Totschlag regelten das, was das Parlament nicht immer willfährig zugestand. Der für Immobilien zuständige Referatsleiter Hanno Klein wurde mit einer Briefbombe ins Jenseits befördert.
Ein Mitarbeiter der Immobilien-Firma Aubis, zentraler Akteur der Berliner Bankenkrise, versuchte seine Chefs zu erpressen, arbeitete auch mit dem zuständigen Untersuchungsausschuss zusammen und wurde 2002 ermordet. Beide Male verliefen die Untersuchungen im Sande, obwohl zahlreiche Spuren noch nicht ausgewertet waren.
Verantwortlich für den Banken-Skandal, der Berlin in die finanzielle Schieflage brachte, die vor allem von der CDU permanent skandalisiert wird, war die Diepgen-Landowski-Bande von der Berliner CDU. Sie gründete 1994 die Bankgesellschaft Berlin AG, mehrheitlich im Besitz des Landes Berlin, um einen Finanz-Big Player in Berlin zu haben. Der Steuerzahler haftete für sämtliche Risiken der größenwahnsinnig und bar jeden Sachverstandes investierenden Volltrottel AG. Außerdem legte sie riesige Immobilienfonds mit risikofreien gigantischen Renditen für alle Mitglieder und Bekannten der Diepgen-Landowski-Bande auf. Damit das alles mit rechten, also kriminellen, Mitteln zuging, wurde Landowski als Vorstandsmitglied der Bankgesellschaft installiert. Obwohl er Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses war. Das ist so, als ob man den Wolf zum Hütehund für die Schafherde macht. Darüber hinaus ließen sich Diepgen und Landwoski derart dreist bestechen, dass es sogar auffiel, was in Deutschland selten vorkommt. Die Ermittlungen verliefen im Sande, bis auf ein paar lächerliche Verurteilungen mit Bewährung.
Die SPD hat übrigens munter in dieser Betonmafia mitgemischt. Und genau diese alten CDU-SPD-Seilschaften sind jetzt wieder an der Regierung und verhindern die Umsetzung des erfolgreichen Volksbegehrens auf Enteignung großer Immobilienkonzerne.
Wenn Sie, liebe Leserinnen, also einige Gründe kennenlernen wollen, warum sich immer mehr Menschen von der Demokratie abwenden, schauen Sie sich Capital B (das Wortspiel ist beabsichtigt) an, Sie werden auf hohem Niveau bestens unterhalten.
Und obwohl dieser irrsinnige Geist des Sommers der Anarchie, der Straßenkämpfe, der scheinbar grenzenlosen Freiheit und Kreativität, der kriminellen Ausübung von Macht und Herrschaft im Kapitalismus, verflogen oder unsichtbarer geworden ist, umweht die Steine von Capital B und die Menschen dort immer noch ein Hauch jener Aura, die Berlin so einmalig macht. Wer Sinne hat, das wahrzunehmen, spürt das. Das ist wie eine Transzendenzerfahrung in einer riesigen Kathedrale. Dafür muss man nicht glauben, die Transzendenz ist da.