
Schmerzmittel oder Scherzmittel? Es gibt kein Schmerzmittel mit weniger Nebenwirkungen. Eine lästige Nebenwirkung für Außenstehende: Bekiffte neigen zu absonderlichen Humorattacken und können stundenlang über Dinge lachen, deren Scherzgehalt sich dem Außenstehenden nicht entschlüsselt.
Ich frage mich, ob in dem Legalisierungsgesetzentwurf festgeschrieben ist, dass es sich bei der Obergrenze von 25 Gramm pro Person um getrocknetes Gras handelt. Immerhin macht der Trocknungsverlust 80 Prozent aus, also was bei der Ernte 150 Gram wiegt, entspricht am Ende 30 Gramm. Unter idealen Bedingungen, und die werden unter diesen rasanten Klimaveränderungen immer idealer (Komparativ von ideal? Nicht gerade ideal…) können von einer Pflanze schon mal über 500 Gramm gepflückt werden. Das entspräche einem Trockengewicht bei erlaubten drei Pflanzen von 300 Gramm und einem Marktwert von über 3000 Euro. Ob die Expertinnen das beim Entwurf mal durchgerechnet haben…? Die Ernte erfolgte unter dem Absingen traditioneller Volksweisen

Dicke Quitten. Auch die Quitten sind jetzt reif. Seit einem ikonischen Quittenbrand bin ich von der Quitte fasziniert. Dieser legendäre Quittenbrand, in einem unscheinbaren Wirtshaus vor vielen Jahren, ist für mich der Gral aller Obstbrände. Aber wie das mit der Suche nach dem heiligen Gral so ist: Man irrt jahrelang in der Welt umher, erfolglos, unter Mühen und Qualen. Positiv und Literaturtheoretisch gesehen ist die Gralsgeschichte eine Entwicklungsgeschichte, suchend zur Reife finden. Vom reinen Tor zum reifen Manne. Zum Gralshüter, wobei der Gral Erkenntnis ist. Siehe Parsifal. Im Schlussakt dieser Oper enthüllt Parsifal übrigens den Gral, nun sichtbar für alle, und als göttliches Zeichen der Erlösung schwebt eine weiße Taube hernieder. Ein schönes Bild: ich sitze als uralter Zecher in einem Wirtshaus und habe ihn endlich entdeckt, den heiligen Gral der Obstbrände, DEN Quittenbrand. Ich breche in Tränen aus, was Parsifal nicht gemacht hat, er ist ja nun erwachsen, coming of age. Und von der Decke des Wirtshauses schwebt eine weiße Taube hernieder. Dazu erklingen aus unsichtbaren Lautsprechern die schmelzenden Schlussakkorde von Wagners Parsifaloper. Die Taube macht allerdings den Fehler und scheißt mir auf den Kopf, worauf ich ihr den Hals umdrehe. Mein Leben ist schließlich keine Wagneroper.

Kaiserwinde. Sommerausklang.
Ich mag den Kitschpoeten der gehobenen Stände, Rilke, nicht. Aber das Folgende, passend zur Ernte, ist schön. Kein Hölderlin, aber nicht schlecht, und der Schluss ist mittlerweile Popkultur. Ich muss jetzt raus, die Stoppeln abbrennen…
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
3eixua