24.11.2023 – „Und? Wie isses?“ – „Muss ja. Was soll’s. Und selber?“ – Hör bloß auf!“

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Ganz normale Theke in ganz normaler Kneipe mit ganz normalem Bier. Im ehemaligen hannöverschen Arbeiterviertel Linden gibt es unzählige Szenekneipen, aber fast keine „normale“ Kneipe mehr. Ein Ort, wo Vereinssitzungen bei Grünkohl und Brägenwurst stattfinden, sich Reste von SPD-Ortsvereinen zur Jahreshauptversammlungen treffen und sich existentialistisch gegründete Dialoge abspielen: „Und? Wie isses?“ – „Muss ja. Was soll’s. Und selber?“ – Hör bloß auf!“ Ehemalige Arbeiterkneipen, ein aussterbendes Kulturgut. Es gab in Linden Häuser, in denen zwei Kneipen existierten, eine im Parterre und eine im Keller. Aus, vorbei.

Das Verschwinden solcher Orte von kollektiver Identität und die parallele Nomadisierung der Gesellschaft, also ihre Zerlegung in frei flottierende, vagabundierende Individuen, hat mit dazu beigetragen, kollektive Widerstandskräfte gegen die neoliberale Variante des Kapitalismus zu atomisieren, Bindungskräfte sowohl an konsensuale Normen als auch an gesellschaftliche Großorganisationen und Wertegemeinschaften zu schwächen und nur noch zwei Götzen auf dem Altar allgemeiner Verehrung bestehen zu lassen: Das eigene Ich und Geld. Die Fratze der Folgen dieser Entwicklung lacht uns jeden Morgen aus den breaking news an: Auch in Deutschland werden wir wohl wie in England demnächst ein Einsamkeitsministerium brauchen, steiler Anstieg von Gewalt in der Gesellschaft , psychische Erkrankungen explodieren, gerade bei jungen Leuten und in ganz Europa ist der Faschismus auf dem Vormarsch. Im aktuellen Fall Geert Wilders in den Niederlanden von den Bürgermedien vornehm Rechtspopulist genannt. Den Begriff Faschismus scheuen die Bürgermedien wie der Teufel das Weihwasser. Nachvollziehbar, ist jener doch Kind ihrer Mitte und sie müssten sich mit unangenehmen Selbstreflexionen und Selbstkritik beschäftigen, wollten sie diesen Vormarsch nachhaltig analysieren.

Auf die nächsten Umfragewerte der AfD bin ich gespannt. Ob sie in der Ostzone das erste Mal die 40 Prozent-Marke knackt? Und bei der Europawahl am 9. Juni 24? Stärkste Partei? Der triumphale Erfolg von Wilders dürfte ihr ebenso in die Karten spielen wie das Haushaltschaos der Ampelmänner und das erbärmlich opportunistische Verhalten der CDU in dieser Causa.

Ganz zu schweigen von solchen Prozessen wie dem Anwachsen der Gewalt. Vor allem im öffentlichen Raum registrierte das Bundeskriminalamt eine Zunahme. So stieg die Zahl der Gewalttaten auf Straßen und Plätzen um knapp 14 Prozent auf rund 18.000 an, auf Bahnanlagen um 28 Prozent und in Gaststätten um 53 Prozent.

Gründe: Mit dem Wegfall der letzten Coronaeinschränkungen im Frühjahr sind die Menschen wieder deutlich mehr unterwegs als zu Pandemiezeiten. Erhöhte Mobilität erzeugt mehr Tatanlässe.

Zusätzlich, und jetzt geht es ans Eingemachte: Infolge des Ukrainekriegs schossen die Preise in die Höhe, die Inflation wurde laut Umfragen zu einem der drängendsten Probleme der Menschen in Deutschland. Laut BKA korreliere dies mit der Zahl der Gewaltdelikte, in ökonomisch schwächeren Regionen fielen die Fallzahlen höher aus. Armut als Gewaltrisiko und das vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die AfD ihre höchsten Ergebnisse in ökonomisch schwächeren Regionen erzielt.

 Und jetzt wird es richtig dramatisch: Junge Männer aus den Maghreb-Staaten fielen deutlich häufiger als Mehrfach- und Intensivstraftäter auf, als ihr Anteil an der Bevölkerung es vermuten ließe. Und das hat nicht nur mit dem erhöhten Konfliktrisiko in Flüchtlingsunterkünften zu tun, denn dort sind auch junge Männer aus anderen Kulturkreisen untergebracht, die nicht in dem Ausmaß signifikant auffällig sind.

Man muss kein PR-Genie sein, um sich die nächste Kampagne nicht nur der AfD auf Basis dieser Fakten auszumalen.

Allerdings gehören auch für unabhängige Linke bisherige liebgewonnene Grundsätze auf den Prüfstand, was Migration angeht. Aus der geschilderten Maghreb-Gruppe resultiert ein erheblicher Prozentsatz des militanten migrantischem Antisemitismus. Und angesichts des einheimischen linken und rechten Antisemitismus, von dem in der Mitte ganz zu schweigen, ist das das letzte Importgut, was ich mir flächendeckend hier wünsche. Angesichts solcher schmerzhafter Wahrheiten werden Sie, liebe Leserinnen, verstehen, warum ich mich nach Flüssigkeitsgetränkten Dialogen sehne wie: „Und? Wie isses?“ – „Muss ja. Was soll’s. Und selber?“ – Hör bloß auf!“

1 thought on “24.11.2023 – „Und? Wie isses?“ – „Muss ja. Was soll’s. Und selber?“ – Hör bloß auf!“

  1. Wolfgang Berg

    Ich entschuldige mich aufrichtig für diesen Kommentar! Aber ich teste einige Software zum Ruhm unseres Landes und ihr positives Ergebnis wird dazu beitragen, die Beziehungen Deutschlands im globalen Internet zu stärken. Ich möchte mich noch einmal aufrichtig entschuldigen und liebe Grüße 🙂

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