
Ausstellung „Iconic“, VW Museum, Berlin, Unter den Linden.

Polaroid SX 70. Ich besitze immerhin ein noch funktionierendes Modell des Nachfolgers Polaroid 600, was damals für jede Menge Spaß sorgte. Einträglicher wäre es, ein Nachfolgemodell des obigen Porsche zu besitzen, aber das Leben ist weder ein Wunschkonzert noch ein Ponyhof. Dieses Gefühl über das Leben im Allgemeinen, die AfD im Besonderen und den Faschismus im Speziellen scheint allerdings in breiten Teilen des bürgerlich-öffentlichen Spektrums zu herrschen. Wenn ich da so die ersten Einschätzungen der Kommunalwahl von gestern in Thüringen zur Kenntnis nehme, frage ich mich, ob ich vielleicht in einem Paralleluniversum lebe: Erleichterung darüber, dass der AfD kein Durchmarsch an die Macht geglückt ist, so ein weitverbreiteter Tenor, der allerdings kein Heldentenor ist. Unter „normalen“, dieses Wort ist nur noch in Anführungszeichen zu benutzen, Umständen müsste die AfD nach einer unablässigen Folge von Skandalen, kriminellen Handlungen, einer völligen Abwesenheit von irgendwelchen konkreten Politikansätzen und seien sie auch noch so abstrus, nach Dauerhassattacken untereinander, nach purem Politirrsinn, vollkommen pulverisiert sein, im Promillebereich sowohl bei den Wahlanteilen als auch bei ihren verzweifelten Mitgliedern sich bewegen. Aber nichts dergleichen. Die Champagnerflaschen sind schon kaltgestellt bei denen für das Ergebnis bei der Europawahl. In Thüringen sind sie in 9 von 13 Stichwahlen und im aktuellen Wahltrend zur EU-Wahl https://dawum.de/Europawahl/ mit fast 17 Prozent liegt die Partei stabil auf Platz 2.
Für den Wahlmob der AfD scheinen drei Varianten der Wahrnehmung zu herrschen: Die Skandalmeldungen über die Partei erreichen den nicht, weil er mittlerweile vollkommen außerhalb der „normalen“ klassischen medialen Landschaft lebt, nur noch in seinen Filterblasen, er kennt die Skandale zwar, aber sie sind ihm egal, weil er sich „normalerweise“ genauso verhalten würde, also bestechen lassen, oder er kennt sie und hält die Berichterstattung darüber für eine linksgrünversiffte Hetzkampagne der Eliten gegen die wahren Deutschen.
Eine Brandmauer gegen Rechts existiert nicht mehr, sie verhält sich real wie unsere symbolische aus Pappkartons vom 23.05 in der City von Hannover. Auf den ersten Blick stand sie stabil und solide, aber sobald ein Windstoß kam und wir sie nicht fixierten, zerlegte sie sich in Einzelteile, was mehrfach passierte. Bei der Aktion sorgte das für ordentlich Gaudi, in der realen Gesellschaft würde ich nicht so fröhlich drüber lachen.
Bereits jetzt kursieren in Kommentaren vermehrt Einschätzungen, man könne „Rechts“ in Deutschland nicht länger ignorieren, das sei ja jetzt „normal“ wie im Rest Europas, müsse die „vernünftigen“ Teile der AfD einbinden, die ja auch eine Protestpartei sei, und in der Regierungsverantwortung entzaubern.
Entzaubert werden am Ende jene dummen Kommentar-Auguste, die offenbar Zuhause noch nicht mal ein zweiseitiges Geschichtsbuch besitzen. Zur Erinnerung: Franz von Papen, vorletzter Reichskanzler vor Hitler, hatte einen genialen Plan vor dessen Machtergreifung, Zitat: „ … Papens Plan war es, Hitler „einzurahmen“, ihn und seine Stimmen zu kaufen und in Wirklichkeit selbst die Macht auszuüben. Er soll dazu geäußert haben: „In zwei Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt, dass er quietscht!“ …“
Papen überlebte die Mordaktionen Hitlers nach der Machtergreifung nur, weil er von Göring unter Hausarrest gestellt worden war.
Natürlich wiederholt sich Geschichte nicht in gleichen Mustern, aber ein bisschen lernen könnte man schon, gell…
Papen wurde im Rahmen der Entnazifizierung 1947 zu 8 Jahren Arbeitslager verurteilt. 1949 wurde er freigelassen und seine Vermögenseinziehung rückgängig gemacht. Er starb 1969 mit 90 Jahren.
Normal.
Ohne Anführungszeichen.
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