
Im Kunstraum Kreuzberg
im Bethanien am Mariannenplatz läuft die sehr feine Ausstellung „Aus der Krankheit eine Waffe machen“, mit tollen Objekten und Installationen. Sie basiert auf dem gleichnamigen Buch des Sozialistischen Patientenkollektivs SPK von 1972, mit einem Vorwort von Jean-Paul Sartre.
Als Reaktion auf diskriminierende Strukturen des Gesundheitssystems wollte das Sozialistische Patientenkollektiv im Jahr 1972 die Krankheit zur Waffe machen. Der Gruppe ging es darum, Krankheit nicht als etwas Individuelles, allein zu Bewältigendes darzustellen, sondern den komplexen Zusammenhang mit gesellschaftlichen Missständen und strukturellen Ungleichheiten aufzuzeigen.
Der Nierenstein als Waffe, so hätte meine Installation für die Ausstellung ausgesehen. Aber sie ist auch so sehenswert. Und für lau. Für Nachgeborene lesen sich solche Geschichte vermutlich wie Peterchens Mondfahrt. Umso verdienstvoller, dass sie im archivarischen Teil der Ausstellung dokumentiert ist. Ob je wieder an eine, bei allen Irrungen und Wirrungen, derartig emanzipatorische gesellschaftliche Entwicklungen angeknüpft werden kann, bleibt zu hoffen, steht aber in den Sternen. Womit ich nicht den Astrologie-Hokuspokus meine, sondern die Fortführung jenes Star Wars , den Ronald Reagan in den 80ern losgetreten hatte, um die Sowjetunion totzurüsten. Was ja dann auch geklappt hat.
Aktuell sieht der Rüstungswettlauf so aus: Insgesamt werden die derzeit 32 NATO-Staaten nach jüngsten Schätzungen im Jahr 2024 rund 1,5 Billionen US-Dollar (etwa 1,4 Billionen Euro) für Verteidigung ausgeben. Die Inflation und Wechselkursschwankungen herausgerechnet, würde dies im Vergleich zum Vorjahr einem Anstieg um 10,9 Prozent entsprechen. Die europäischen Alliierten und Kanada allein würden den Angaben zufolge sogar auf ein Plus von 17,9 Prozent kommen.
Das Ganze ist ein dynamischer Prozess, die Ausgaben werden extrem steigen. So wie die Aktienkurse der Rüstungskonzerne Rheinmetall und Hensoldt, der von Rheinmetall ist in den letzten 3 Jahren um fast 500 Prozent „explodiert“.
Wie das finanziert wird, ist klar wie Kloßbrühe: Kürzungen im Sozialbereich. Bei Flüchtlingen wird zur Zeit das durchexerziert, was später an den eingeborenen Kartoffel-Volksgenossen exekutiert wird: Gnadenlose Härte, Kürzungen, Entrechtung, Abschiebungen auch dahin, wo der Tod droht. Der Grieche macht an der EU-Außengrenze schon jetzt kurzen Prozess und schmeißt Flüchtlinge einfach ins Meer.
Aus dem Irrglauben, dass das Kapital und seine Agenten ihn verschonen werden, wenn er nur bindungslos „Ausländer raus“ brüllt, wird der Angehörige des hiesigen Prekariats und AfD-Wähler spätestens nach der nächsten Bundestagswahl böse erwachen.
Aber wie gesagt: Schöne Ausstellung, sollten Sie, liebe Leserinnen, sich unbedingt anschauen, zumal hier auch feministische Aspekte deutlich vertreten sind.

SCHOKOFABRIK, Frauenzentrum, Originalschild aus den 70ern

Widersprüche: Kinderklinik vs. Künstlerzentrum.
Und der ganze Esoterikquark, der sich aus der gescheiterten emanzipatorischen Post68-Bewegung entwickelte, ist da auch schon als Anti-Medizinansatz vertreten. Bei Vollmond mit Quark einschmieren und so Zeug.