NP, 08.10.1991. Wie wir einmal den Sieg der Linken verhinderten. Wenn schon Blick in den Rückspiegel, dann aber richtig. Einer meiner absoluten Lieblings-Medienskurrilitäten, die über mich erzählt wurden. Die Linken glaubten diesen Unsinn auch und boten uns eine proletarische Tracht Prügel an. Da wär ich gerne dabei gewesen. Dieser Artikel ist aber insofern von unschätzbarer Dokumentationsqualität, ist hier doch nachgewiesen, dass SCHUPPEN 68 die erste Satirepartei in Deutschland war, die zu einer Wahl antrat. Die Parte „Die Partei“ wurde erst 2004 gegründet.
So erhaben der Blick zurück sein mag, so trostlos ist der in die politische Gegenwart. Ganz zu schweigen von dem in die Zukunft. In den letzten beiden Blogs ging es um Fakten und Einordnung der aktuellen Hetzkampagnen gegen Bürgergeld-Empfänger*innen, Populisten aller Art können sich der breiten Unterstützung des Mobs dabei sicher sein. Die sind ja alle faul und wollen nicht arbeiten.
Ach, wenn es doch nur so wäre. Alle, die trostlose, schlecht bezahlte, krankmachende, sinnlose Arbeit verweigern, haben das moralische Recht auf ihrer Seite und verdienen das Bürgergeld allein als Schmerzensgeld für all die Kränkungen, die sie erfahren. Das Bürgergeld muss verdoppelt werden, allein für die Funktion des gesellschaftlichen Sündenbocks, die allen Stütze-Bezieherinnen angehängt wird.
Teile der Begründung für das Recht auf Faulheit liefert der Schweigersohn von Karl Marx, Paul Lafargue, in der gleichnamigen Schrift von 1880!
Eine Argumentation, die man heutzutage in der Öffentlichkeit nicht verwenden kann. Wer den Fetisch, die Religion „Arbeit“ antastet, begeht einen Tabubruch und wird für verrückt und asozial erklärt. Dabei ließe es der Stand der Produktivkräfte längst zu, alle entfremdete, zerstörende Arbeit zu automatisieren. Was immer häufiger passiert, siehe Gastronomie- und Pflegeroboter. Das könnte den Menschen Freiheit von entfremdeter Arbeit bringen, würde aber die Axt an die Wurzeln des Kapitalismus legen. Daher kommen die Profite der Automatisierung weiter den Konzernen und Monopolen zugute, deren Reichtümer unfassbare Ausmaße annehmen. Die Risiken und Kosten werden der Gesellschaft, dem Staat überlassen. Der daraufhin eine Hetzjagd gegen die Opfer dieser Entwicklung lostritt. Was für eine verrückte Welt.
Und niemand, noch nicht einmal die Filosofen, Denker und Kulturschaffenden denken mal radikal dagegen an, weil sie sich erschöpft in die Verhältnisse ergeben haben. Alle. Bis auf einen.