25.09.2025 – Zäsuren 1 und 2

Veranda, Simulation eines Dschungels.

Zäsur 1

Wenn man vom Garten in die Wohnung will, kommt man da nicht durch, ohne von der

Natur, den Sonnenblumen, berührt zu werden. Alles daran ist Inszenierung. Dieses Schrebergärtner-Gen geht mir völlig ab, entweder das Grün nützlich zu halten, irgendwas zu ernten (aber Hauptsache deutsch, nichts Fremdes!) oder aber die Natur „so zu lassen, wie sie ist“. Geerntet wird höchstens Gras, das erzielt die höchsten Marktpreise, und der Glaube an einen Urzustand im eigenen Garten ist Romantik, Ideologie.

Ein paar Tage später zeigt der inszenierte Dschungel Verfallserscheinungen, die Sonnenblumen lassen vermehrt die Köpfe hängen.

Die vormals pralle Pracht der Hibiskus oder Malven reduziert sich auf Einzelblüten. Nur die ausländische Dipladenie, dem deutschen Öko ein Graus, prunkt noch strahlend und üppig.  Natur-Zäsuren, untrüglicher als der Kalender.

Zäsur 2

Untrüglicher als ein Blick auf Wahlergebnisse ist der in die Wirklichkeit, aufs flache Land, jenseits der Elbe, nach Asien also. Im Landratsamt Pirna sollte diese Woche eine Ausstellung mit Fotos und Texten von Migranten eröffnet werden . Nur einen Tag nach dem Aufbau wurde sie wieder abgebaut, die Stimmung sei „aufgeheizt“ gewesen. Die Integrationsbeauftragte berichtet über unzählige Beschwerden schon in den ersten Stunden.

Die Ausstellung sorgte für eine aufgeheizte Stimmung unter den anwesenden Betrachtern“, heißt es in einer Erklärung der Verwaltung des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Man habe „zu keiner Zeit“ ein positives Feedback „zu den zahlreichen negativen Äußerungen der in unserem Land Schutzsuchenden“ erhalten. Mit dem Abbruch noch vor der Eröffnung habe man „noch schlimmere Anfeindungen” verhindern wollen. Meint vermutlich: Das Abfackeln von Ausländerheimen und körperliche Angriffe auf Andersdenkende und Vertreterinnen der Staatsgewalt.

Hier kippt der individuelle Hass des ostzonalen Mobs in einen kollektiven, potentiell mörderischen Fanatismus, die Grundlage und Staatsräson eines jeden faschistischen Herrschaftssystems. Das ist eine Zäsur und hat nichts mit der bürgerlichen Verharmlosung des „Aber 70 Prozent haben doch nicht AfD gewählt“ zu tun.

Und es ist die Herstellung von kultureller Hegemonie des Faschismus, also die gesellschaftliche Dominanz dieser Ideologie im soziokulturellen Alltag der Region, in teilbefreiten nationalen Zonen im Osten. Diese sind Stützpunkte und Brückenköpfe des Faschismus in unserer noch existierenden Demokratie.

Und was oder wer kommt als nächstes?        

Die einzig richtige Entscheidung für Pirna wäre gewesen, die Ausstellung unter massiver Polizeipräsenz durchzuziehen, mit allen rechtsstaatlichen Mitteln. Also würden z. B. in diesem Zusammenhang Rechtsbrüche begangen, erfolgt nach Ermahnung und Unterlassungsaufforderung Schießbefehl.

Das nennt man übrigens wehrhafte Demokratie.

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