11.10.2024 – Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an die Hamas!

Festival of Lights, Berlin, Humboldtforum. Beim Festival of Lights werden in Berlin nach Einbruch der Dunkelheit Lichtkunstwerke an markante Gebäude projiziert, über deren komplette Fläche. Ein überwältigender Anblick, Drogenrausch ohne Drogen. Kunst als Überwältigung, eine legitime Funktion und Strategie, jenseits von Aufklärung, Erbauung, Versenkung. Ökologisch nachhaltiger wäre es vermutlich, Scherenschnitt-Puzzles da aufzuhängen. Aber spätestens seit die heilige Johanna der Ökos, die militante Antisemitin Greta Thunfisch, bei der Gaza-Hass-Demo letzten Montag am Südstern aufkreuzte, entsichere ich jedes Mal, wenn ich das Wort „Öko“ höre, meine Pistole.

Parallel zur Demo der Terror-Sympathisant*innen am Südstern, ca. je zur Hälfte gewaltbereite Autonome und Antiimperialistinnen sowie Menschen mit palästinensischem Hintergrund, fand am Potsdamer Platz ebenfalls eine Pro-Palästina- Demo statt, die allerdings ein völlig anderes Setting hatte: Ausschließlich Angehörige der palästinensischen Community, mit expliziten Redebeiträgen, die Tonlage emotional, aber keinesfalls dieser hysterische Kammerton Hass, der am Südstern vorherrschte. Alles verlief gewaltfrei, die Polizei hielt sich im Hintergrund.

Ich war auch deshalb zur Demo am Potsdamer Platz geradelt, weil dort die Hochhäuser Bestandteil des Festivals waren. Die Demo überraschte mich positiv. Ich kann nicht einschätzen, inwieweit die Teilnehmenden dort diskursfähige demokratische Ansprechpartnerinnen sind. Aber anders als über Kommunikation, Austausch wird es keine Lösung für wachsenden migrantischen Antisemitismus geben. Grundsätzlich kann aus meiner Sicht die Auflösung von Faschismus, Terror, Hass nur aus Gaza und den angrenzenden Regionen selbst heraus erfolgen. Die Bevölkerung dort müsste das Unterdrückungsjoch der Hamas abschütteln, sich selbst emanzipieren, gleiches müsste aus den Communities hierzulande erfolgen.

Ich bin da allerdings skeptisch. Wie gut das mit dem Abschütteln des Jochs und der Emanzipation aus sich selbst heraus klappt, haben wir ja 1945 in Deutschland und Japan gesehen. Den Japaner hat erst die Atombombe auf die Friedensspur gebracht und von Deutschland gab es nichts mehr zu befreien von Nazis, Deutschland war praktisch vollständig von den Alliierten erobert. Beiden faschistischen Ländern fehlte komplett auch nur der Ansatz einer Befreiungsbewegung, einer Resistance, abgesehen von ein paar verzweifelten und heldenhaften bürgerlichen, fortschrittlichen und kommunistischen Widerstandsgruppen.

Und die globale Mentalität spricht auch gegen zivilgesellschaftliche Ansätze: so unterschiedlich die Regionen der Welt auch sein mögen, eins eint sie, ob sie arm sind oder reich: Antisemitismus. Ich warte noch auf die ersten Palästinaflaggen in der Antarktis oder am Nordpol, an Forschungsstationen, auch die Wissenschaftsgemeinschaft ist durchseucht mit Antisemitismus. Apropos: Nachher werden die Trägerinnen des Friedensnobelpreises bekannt gegeben. Würde mich nicht wundern, wenn es dieses Mal die Hamas wird.

Schön sind immer die kleinen Begegnungen am Rande:

Am Potsdamer hatte ich ein angenehmes Gespräch mit diesem Mitglied der APPD, nach dem SCHUPPEN 68 die zweite Satirepartei, die jemals zu einer Wahl in der BRD angetreten ist. Der nicht mehr ganz junge Mann war überaus eloquent und radikal, aber entgegen seinem T-Shirt Motto nicht ganz konsequent. Unser Gespräch wurde durch Kunden von ihm beendet. Er war Lenker einer Fahrrad-Rikscha, ein ziemlicher Knochenjob in der Benzinhölle von Berlin.  

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