19.10.2024 – Über das Prekariat oder: Wie der Schriftsteller Clemens Meyer einmal den Mond anheulte

Der sehr erdnahe Mond leuchtete neulich den Garten hell aus, fast unheimlich.

Fast unheimlich ist auch die Existenz eines riesigen Prekariats in Deutschland, einem der reichsten Länder Erde. Ein einziger Mensch, der Unternehmer Kühne, besitzt so viel Vermögen wie der gesamte Etat des Landes Niedersachsen für 2025, 44 Mrd. Euro. Wahrscheinlich hat er noch viel mehr. Nichts ist so schlecht ausgeleuchtet wie die Vermögensverhältnisse der Superreichen. Fast genauso schlecht ausgeleuchtet in Deutschland sind die Lebensbedingungen des Prekariats, das an die Stelle der Arbeiterklasse getreten ist. Mit allen politischen Konsequenzen, die auf der Tagesordnung stehen.

Rund sieben Millionen Erwerbstätige arbeiten in Deutschland in atypischen Beschäftigungsverhältnissen, also zum Beispiel nicht in Vollzeit oder unbefristeter Anstellung. Das sind 20,9 Prozent der insgesamt 33,4 Millionen abhängig Beschäftigten, die in Leiharbeit, Teilzeit, Minijobs, Befristung arbeiten. Und oft arm trotz Job sind. Dazu kommen noch kleine Selbstständige, die an der Armutsgrenze lavieren, und Hunderttausende Scheinselbstständige bei Lieferdiensten oder in der Fleischindustrie. Die Fleischindustrie, Schwerpunkt Schweinegürtel in Niedersachsen, gleicht einer Mafia. Dort werden die Menschen, mehrheitlich osteuropäische Arbeitssklaven, bis aufs Blut ausgebeutet (von den Tieren ganz zu schweigen) und wer dagegen seine Stimme erhebt, wird beschimpft und bedroht. Hier erreicht die „christliche“ Union noch zuverlässig absolute Mehrheiten, zum Wohle der Schweinebarone dort. Böse Zungen behaupten, in den Schlachthöfen der Gegend würden die falschen Schweine zerlegt. Nicht gerade christlich formuliert, aber der Zynismus liegt mehr in der Realität dort vor Ort als in solchen Worten.

Zum Prekariat müssen wir noch die klassischen Armen, Arbeitslose rechnen, und jene, die ein Normalarbeitsverhältnis haben und mit ihrem Niedriglohn trotzdem am Ende des Monats einen leeren Kühlschrank haben. So dass es nicht Wunder nimmt, dass ca. 40 Prozent aller Haushalte in Deutschland keine Rücklagen für eine Notsituation haben, nicht mal eine Woche überbrücken können. Zustände, von denen weder die politische Klasse noch die gutverdienenden Eliten und Funktionsträger eine Vorstellung haben. Und auch keine wollen.

Das Prekariat besitzt kein Klassenbewusstsein wie die Arbeiterklasse früher, keine politische Organisation wie z. b. eine Partei oder Interessenvertretung wie Gewerkschaften, keinen medialen Einfluss, natürlich keine Führungspersönlichkeiten, wie z. b. Klimabewegungen sie haben, keine Bündnispartner in der Zivilgesellschaft. Das, was das Prekariat hat, ist Hoffnungslosigkeit, Angst, Verzweiflung, Wut. Preisfrage: Was kommt bei einem derartigen Cocktail wohl politisch am Ende hinten raus? Mit Sicherheit nichts Grünes ….

Zum Prekariat gehören in der überwältigenden Mehrheit auch Kulturschaffende der Republik. Wie der Schriftsteller Clemens Meyer. Der kriegte auf der Frankfurter Buchmesse einen Wutanfall, weil er den Buchpreis nicht kriegte, obwohl er darauf gehofft hatte. Wie seine Mitbewerber*innen auch. Meyer heulte daraufhin die Konkurrenz, den Kulturbetrieb und den Mond wie folgt an, und verließ tobend die Veranstaltung: „  … Schande für die Literatur, dass mein Buch den Preis nicht bekommen hat. Und dass es eine Scheiße ist, eine Unverschämtheit.  .. Wichser … etc. pp …“

Meyer hat Schulden, die er mit dem Preis hätte tilgen können, eine teure Scheidung am Laufen und, laut Wikipedia : „ … Er ist leidenschaftlicher Fan und Förderer des Galopprennsports. Ihm gehörten mehrere Rennpferde … „

Von einem gesellschaftlichen Engagement zur Verbesserung der Lebensverhältnisse des Prekariats hierzulande seitens Herrn Meyer, der mit Preisen bisher überhäuft wurde, ist nichts bekannt.

Wenn Sie, liebe Leserinnen, wissen wollen, warum ich hier mitunter gegen jene Fraktion des Prekariats, nämlich die Kulturschaffenden, wüte, hier haben Sie es hier präzise auf den Punkt gebracht. Meyer, eine erbärmliche, bewusstseinslose Wurst, ein niveauloser Jammerlappen, wie er im Buche steht. Mein Rat an Kollegen Meyer: Versuch’s doch mal mit Arbeit.

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