
Rosen im Herbst.
In München steht ein Hofbräuhaus. Und in Rostock demnächst ein Nato-Hauptquartier. Während ersteres nur ein Verbrechen gegen den guten Geschmack darstellt, ist letzteres ein Bruch des Völkerrechts und ein Akt der Kriegstreiberei. Zu den Fakten: Der Zwei plus Vier-Vertrag vom 12. September 1990 regelte die deutsche Wiedervereinigung und stellte als Ersatz für einen Friedensvertag das Ende des 2. Weltkriegs dar. Dort heißt es in § 5 : „Ausländische Streitkräfte und Atomwaffen oder deren Träger werden in diesem Teil Deutschlands (der ehemaligen DDR, d. A.) weder stationiert noch dorthin verlegt.“
Die Installation eines Nato-Hauptquartiers mit Angehörigen von Streitkräften der Nato-Mitglieder in Rostock verstößt eklatant gegen diesen Vertrag. Das ist ein Bruch des Völkerrechts durch die Nato, wie auch schon die Luftangriffe der Nato im Jugoslawienkrieg es waren.
Putin, man kann es nicht oft genug sagen, ist ein Imperialist und gehört vor ein Kriegsgericht, nach seinem völkerrechtswidrigen Überfall auf die Ukraine. Aber so zu tun, wie es hier in breiten Teilen der veröffentlichten Meinung geschieht, als sei auf der Gegenseite die Nato eine Mischung aus Caritas und Greenpeace, mit einer Generalsekretärin Mutter Teresa und die Speerspitze der Friedensbewegung, ist eine Mischung aus Dummheit und Zynismus.
Je mehr ich von dieser Wagenknecht Truppe BSW, dieser Wiedergeburt leninistischer Kaderparteien, mitkriege, desto unsympathischer wird die mir. Aber in Sachen Frieden haben die recht. Seit dem Scheitern der Istanbul-Gespräche, mitverschuldet von Mitgliedern der Nato, vorneweg der unzurechnungsfähige Politclown Boris Johnson, torpediert die Nato dringend notwendige Initiativen für einen Frieden in der Ukraine und forciert stattdessen die Konfrontation, siehe Rostock und die geplante Stationierung von amerikanischen Mittelstreckenraketen in Deutschland. Eine Stationierung hinter der Elbe wäre übrigens ein weiterer Bruch des Völkerrechts.
Jeder Krieg hat eine Vorgeschichte. Es war nach der Wiedervereinigung völlig unstrittig, dass sich die Nato nicht nach Osten erweitern dürfe. Zitat:
„ … hat Genscher am 31. Januar 1990 in einer großen Rede bei der prominent besetzten Veranstaltung zur Zukunft der beiden Deutschlands, u. a. mit Willy Brandt und Günter Grass,[91] in der Evangelischen Akademie Tutzing beispielsweise von der NATO gefordert: „Sache der NATO ist es, eindeutig zu erklären: Was immer im Warschauer Pakt geschieht, eine Ausdehnung des NATO-Territoriums nach Osten, das heißt, näher an die Grenzen der Sowjetunion heran, wird es nicht geben. […] Der Westen muss auch der Einsicht Rechnung tragen, dass der Wandel in Osteuropa und der deutsche Vereinigungsprozess nicht zu einer Beeinträchtigung der sowjetischen Sicherheitsinteressen führen dürfen.“[92]
Seit Jahren nun aber steht die Nato, auch das ein Bruch völkerrechtlicher Verfahrensweisen, an den Grenzen der ehemaligen Sowjetunion.
Man muss Putin nicht mögen, aber zumindest versuchen ihn zu verstehen, sollte man schon. Wer das nicht tut, muss sich fragen lassen, was für ein Interesse er vertritt. Fazit: Der Krieg als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist auch bei uns wieder ein Stück näher gerückt nach Rostock. Schritt für Schritt ….
Gegen die Stationierung amerikanischer Pershing 2 Raketen demonstrierten in der BRD in den Achtzigern Millionen. Ich bin gespannt, wie viele es dieses Mal werden, wenn es soweit ist. Ein paar Tausend vermutlich. Was tröstend bleibt, ist der Anblick und Geruch von Rosen, die immer noch üppig aufblühen. Ich glaube, die Menschwerdung war erst in dem Moment abgeschlossen, als der erste Mensch lernte, die Schönheit einer Rose zu genießen. Von da ging’s bergab….