28.10.2024 – Im ewiggleichen Rhythmus der zyklischen Krisen

Hartz-IV auf dem Silbertablett. November 2019. Immer, wenn die Konjunktur schwächelt, geht die Hatz auf Hartz-IV (heute Bürgergeld) Empfänger*innen los und die Jagd wird dabei immer mit großem Halali vom Zentralorgan für Niedertracht eröffnet. Jede Krise braucht einen Sündenbock.

Veränderung des realen Bruttoinlandsprodukts in Deutschland 1992 bis 2023. Quelle: Destatis.

2018 schwächelte die Konjunktur leicht nach einem außergewöhnlichen 9-Jahre Dauerhoch, und im zweiten Quartal 2019 gab es dann erstmals wieder einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts BIP, um Bruchteile eines Prozentes. Zuverlässig eröffnete daraufhin im vierten Quartal 2019, nach der Sommerpause, unser Zentralorgan die Jagd. Es zerrte irgendeine erbärmliche Wurst in die Schlagzeilen als Beweis dafür, dass Sozialleistungen grundsätzlich den „Schmarotzern“ ein Leben in „spätrömischer Dekadenz“ ermöglichen würden.

Den Ausdruck „spätrömische Dekadenz“ münzte der damalige FDP-Chef Westerwelle 2010 auf Hartz-IV Bezieher*innen.

Westerwelle erkannte in dieser Sozialleistung, von der man und frau – und Kind erst recht –  damals schon nicht leben konnten, „sozialistische Züge“. Kein Wunder, dass der Sozialismus nicht überlebt hat. Westerwelle befand sich 2010 keinesfalls im Delirium, wie Unbedarfte vermuten könnten. Er bewegte sich mit seiner Hetztirade im ewiggleichen Rhythmus der zyklischen Krisen. 2009 hatte es als Folge der Bankenkrise und Lehman Pleite tatsächlich einen dramatischen Konjunktureinbruch gegeben, den größten nach der Weltwirtschaftskrise 1929. (Den Sonderfall Konjunktureinbruch Corona 2020 lassen wir hier mal außen vor).

 Der Blick zurück lässt für die Zukunft von Armen und Sozialtransferbezieher*innen nichts Gutes ahnen. Kaum gab es 2002 einen minimalen Rückgang des BIP, betrieb 2003 die rotgrüne Koalition mit der Agenda 2010 den größten Sozialraub der Nachkriegsgeschichte. Kein Wunder, dass angesichts der minimalen aktuellen Konjunkturrückgänge das Zentralorgan schon länger wieder die Jagd eröffnet hat und die interessierten Fraktionen der veröffentlichen Meinungen und Politiken eine neoliberale Agenda 2030 fordern.

Was soll man da denn noch kürzen, sagen Sie, liebe Leserinnen, einem nackten Mann könne man doch nicht in die Tasche greifen? Das vielleicht nicht, aber man kann ihm das Fell über die Ohren ziehen.

Ich finde es immer wieder faszinierend, wie sich die Dinge wiederholen und kaum jemand mal in den Rückspiegel schaut. Was sich geändert hat, ist der Jammerton A. Noch nie ist eine Stagnation der Wirtschaft – und mehr ist es nicht, was im Moment stattfindet; wir haben hier nicht 1929 – mit derartig düsteren Weltuntergangstönen orchestriert worden. Was übrigens an nationalökonomischer Dämlichkeit nicht zu überbieten ist, da sich Wirtschaft zu 80 % aus Psychologie speist. Und welcher Metzger, der noch bei Trost ist, stellt sich vor seinen eigenen Laden und brüllt lauthals auf die Straßen: Achtung, Leute, bei mir ist alles Scheiße, alles geht den Bach runter, mein Laden ist nicht mehr konkurrenzfähig…?!

So blöd kann doch kein Metzger sein. Aber die Ampelmänner schon….

Die alten Klageleiern, die jetzt mal wieder abgenudelt werden, heißen: Deutschland, der kranke Mann im Universum. Und: Alle Firme wollen sofort abwandern. Sie wissen nur noch nicht wohin, Nordkorea oder Sudan.

So deprimierend langweilig diese ständige Wiederkehr des ewig gleichen Untergangssounds ist, so wirksam ist sie. Der Mob tutet nämlich ins gleiche Horn und wählt sich der Einfachheit halber seine Metzger gleich selber, was das Fell-über-die-Ohren-ziehen enorm erleichtert. Vor der nächsten Bundestagswahl kann einem nur gruseln.

What’s left? Die Zahl der Milliardäre in Deutschland von 2001 bis 2023 ….

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