Werbepause. Wer wollte sein Portrait nicht so veröffentlicht sehen. Scholz läuft in der öffentlichen Wahrnehmung als Schlebaz sogar dem bisherigen Kandidaten Kurt-Georg Kiesinger den Rang ab, einem alten Nazi als Bundeskanzler von 1966 – 69, dessen herausragende Leistung der Empfang einer Backpfeife von Beate Klarsfeld war. Den hatte aber wenigstens noch seine Partei, die CDU, getragen. Das würde die SPD Scholz auch gerne, auf Händen tragen. Aber aus dem Status als Kandidat heraus.
Scholz ist der Protoptyp des postmodernen Politikers. Aalglatt, neoliberaler Co-manager des Kapitals, ein Mann ohne Eigenschaften, farblos, intrigant, bereit, jedes Ideal zu verraten (er war einer der Architekten und Organisatoren der Agenda 2010, gemeinsam mit Schröders ehemaligem Büroboten Steinmeier), Teflonbeschichtet, selbst der Cum-Ex-Skandal perlt an ihm ab, dieser Mann ist eine Ikone des Politgrusels. Alle prügeln auf ihn ein, und dazu kann man nur sagen: Zu spät, zu wenig.
Eigentlich. Denn ich finde, irgendwie tut man ihm ein bisschen unrecht. Er hat innerhalb der engen Grenzen, die die von neoliberalen Kapitalinteressen beherrschte Politik jeder Kanzlerin, jedem Politiker setzt, nicht ganz schlecht verwaltet und organisiert. Die dramatische ökonomische Situation der Corona-Nachwehen, das war ok, wie er das gemanagt hat, und dass er nach wie vor nicht in den Chor der Bellizisten in Sachen Ukrainekrieg einstimmt, rechne ich ihm positiv an. Sein möglicher Ersatzmann Pistorius ist dagegen einfach schauerlich. Ein Kriegstreiber mit schnarrendem Feldwebelton, von Ökonomie weniger Ahnung als eine Feldmaus von Quantenphysik, außer Sprüchen nicht gewesen. Als OB von Osnabrück vielleicht ne große Nummer, aber sonst …. Kein Wunder, dass ein derartiger Schutzmann Schneidig der Deutschen liebstes Politikkind ist.
Es gibt zurzeit nichts langweiligeres als Scholz Bashing. Das, was eben alle tun. Alle rennen mit dem Rudel, prozyklisch. Run with the pack. Von sowas sollte man immer Abstand halten. Immer antizyklisch denken! Und alles, was nach Scholz kommt, wird noch schlimmer. Das soll keine Verteidigungsrede für Scholz hier sein, nur eine Relativierung des Grauens und ein Moment des Innehaltens im allgemeinen Gehechel des Rudels.
Mir ging bei der Rudelmetapher der Song einer unterkomplexen Krachkapelle namens Bad Company, womit nicht die SPD gemeint ist, durch den Kopf: Run with the pack. Bei deren Konzert in der Hamburger Ernst-Merck-Halle ich vor Jahren fast einen Hörsturz erlitten hätte, so laut war das.
Das Ganze wäre kaum erwähnenswert, wäre mir nicht ein anderes Werk dieser Kapelle durch den Kopf gegangen, mit dem Titel: Can’t get enough of your love. So weit, so süß erstmal, als Liebeslied. Was Männer halt so im Wahn von sich geben. Wäre da nicht die erste Zeile:
Well I take whatever I want
And baby I want you.
Eine maximal übergriffige Gewaltandrohung. An deren Ende wachsende Gewalt gegen Frauen, Femizide, häuslicher Terror steht, siehe hier.
Patriarchale Verrohung der Gesellschaft als Teilmerkmal einer allgemeinen Faschisierung. Solche Textzeilen wie oben sind nicht einfach nur so daher geblubbert, weil dem bekifften Texter nichts Besseres einfiel. Das ist Teil eines flächendeckenden Frauenbildes von Frauen als verfügbare Masse, Verständnis einer Männerrolle als Krieger gegen alle Widerstände. Das sind Rollenbilder seit Jahrzehnten, die nicht nur nicht überwunden sind, sondern dramatisch zunehmen und auf Politik und Alltag durchschlagen. 360mal im Jahr tödlich, allein im Regierungsbereich des Schlebaz.
Das ist ja mal wieder echt in die Hose gegangen, mein Vorsatz, heute mal was Positives zu schreiben. Dann Morgen. Versprochen