
Bahnhofsvorplatz Duisburg. 38 Grad, über dem Beton gefühlte 50. Die Hitze raubte einem den Atem aus dem Mund, hüllte den Körper in heiße Watte und versetzte ihn schlagartig in Alarm, erhöhter Herzschlag und Atmung. Der archaische Zustand des „Da stimmt was nicht“, kurz bevor der Säbelzahntiger zuschlägt. Der Platz wie leergefegt, für die Obdachlosen an jedem Bahnhof, aber nicht nur da, eine lebensgefährliche Zeit.
Bevor ich blitzartig wieder in den kühlenden Katakomben des hässlichsten Bahnhofs der Welt verschwand, musste ich lachen. Da wird seit Jahren über die katastrophale Wirkung der Betonversiegelung in Städten diskutiert und wie lebensnotwendig jede Entsiegelung und die Vermeidung von weiteren Steinwüsten ist und dann so ein Anblick, kein Bauch, kein Strauch, keine Grünfläche, kein Brunnen, nur pflegeleichter Beton und ein lächerlicher Alibi-Baumkübel. Wie in den 70ern, und 80ern, als Kommissar Schimanski sich fluchend durch das noch vorhandene Proletarier-Duisburg prügelte. Heute ist Duisburg die Hochburg des Prekariats, gezeichnet von Verfall, Elend und einer der höchsten Armutsquoten in ganz Deutschland. Über 30 Prozent Kinderarmut.
Kein Wunder, dass die AfD bei der Bundestagswahl gerade in von Armut und Zuwanderung geprägten Wahlbezirken wie Hamborn und Meiderich noch vor der ehemaligen Arbeiterpartei SPD landete. Die AfD ist schon lange die Partei der Arbeiter und Einkommensschwachen. In ihren Führungsgremien sitzen Angehörige der akademischen Eilten und lachen sich schlapp über diese Kälber, denen sie bei passender Gelegenheit das Fell über die Ohren ziehen werden.
Demnächst zu besichtigen in der Ostzone, wenn das BSW der AfD in Kommunen und Ländern zur Macht verhilft. Da kann sich dann als erstes die Kulturszene warm anziehen, auch im tiefsten Sommer. Deren Fördertöpfe werden als erstes geschlachtet. Das bringt in der materiellen Substanz nicht viel, hat aber eine enorme Außen- und vor allem Signalwirkung. Seht her, so geht es allen, die nicht kuschen. Zu beobachten gerade flächendeckend in den USA.
Angesichts der USA staune ich gerade darüber, dass ich noch staunen kann, ich dachte, diesen Zustand hätte mir der Lauf der Welt mittlerweile abgewöhnt. Ich staune tatsächlich darüber, wie widerstandslos eine Demokratie zerbröselt, mit einem Wimmern in die Knie geht. Ob sie ins Koma fällt, wird sich weisen. Mich erinnert das Spektakel an das Ende der Weimarer Republik.
Die Welt ist echt bescheuert und damit sind wir am Anfang der heutigen Reise, die uns nach Duisburg geführt hatte. Die heutige Beteiligungsaufgabe für die Blog-Leserinnen besteht darin, den Duisburg-Claim „Duisburg ist echt“ zu vervollständigen. Unter den Einsenderinnen der richtigen Lösung „Duisburg ist echt bescheuert“ wird eine vierwöchige Reise verlost und zwar nach Ihrer Wahl! Zur Auswahl stehen Hamborn und Meiderich. Die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Reise tragen die Gewinnerinnen, wobei vermutlich nur die Hinfahrt anfällt. Duisburg ist schließlich echt. Lebensgefährlich.
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