05.04.2015 – Eiersuche. Osterhäschen war großzügig, zwei Körbchen, Größe C.

Besseres Intro, als wenn ich geschrieben hätte: Adorno war Popmusik gegenüber kritisch eingestellt. Sie sind jetzt mitten im Text, grübeln, ob ich das ernst gemeint habe, währenddessen nehme ich Sie mit in die Welt der Kunst. Ich weiß nicht, was Kunst ist (Lüge! Weiß ich doch, hab genug Vernissagereden gehalten, ich muss es also wissen.). Ich weiß aber (Richtig! Ich weiß ziemlich viel.), was Kunst zu leisten hat, wenn sie auf der Höhe einer Zeit sein will, die unsere Welt aus allen Fugen gehen lässt. Diese Kunst muss radikal sein, parteiisch, sie darf nicht in Museen, Galerien und Ateliers verfaulen und unter dem vor Langeweile stinkenden Atem eines Spießermobs zu reiner Dekoration verkommen. Sie muss dahin gehen, wo es schmutzig ist, sie muss sich einmischen, flüchtig sein, kurz Besitz ergreifen von unseren Gedanken und Gefühlsströmen, und dann wieder weg, untertauchen, mäandern, um irgendwann, irgendwo unter besseren Bedingungen wieder zuzuschlagen, wie ein Leberhaken, kurz trocken, mit maximaler Wirkung.
kunst
Gesehen in Hannover-Linden, Grotestr., März 2015, zum Thema Gentrifizierung in diesem Stadtteil (war am nächsten Tag weg). Präziser Strich, ideale Dialektik von Form und Inhalt, Ironie, das ist zeitgenössische Kunst at its best. Ich weiß, dass die Bitte vergebens, naiv ist, aber ich bitte die Produzentin dieses Werkes, sich bei mir zu melden. Ich hab einen Auftrag für Sie, für echtes Geld, im Rahmen einer spannenden Kunstintervention, bei der sogar die zweite Kunstwährung lockt: öffentliche Aufmerksamkeit. Denn das erst unterscheidet den Künstler vom therapeutisch vor sich hinpinselnden Volkshochschulmaler (nix gegen Therrapien und VHS): Geld und Öffentlichkeit. Alle Kunst will Ware werden, sonst ist sie keine. Klingt für alle Gutmenschen wohl gruselig, ist aber, wenn man/frau erst mal den Analyseapparat angeworfen hat, eine zwingende Erkenntnis.