
Ich unter Klassikern. Jedes Jahr geht mein erster Blick auf den Marschzug zum Transpi mit Stalin und Mao und auch dieses Jahr sind sie wieder dabei. Mittlerweile fasse ich das als Politsatire auf, aber es ist schon Hammer- und Sichelhart, diese Fürsten der Finsternis auf einem Transparent mit rumzuschleppen.
Die echte Nelke in meinem Knopfloch war übrigens schwer zu kriegen. Nelken, zumal rote, haben einen derart oberprolligen Ruf, dass es sie in unserem angentrifizierten Stadtteil nirgendwo zu kaufen gibt. Bei einem in iberischer Hand befindlichen Blumenladen am äußeren Ende des Nachbarviertels, in dem es noch Spurenelemente proletarischer und prekärer Existenzen gibt, fand ich welche. Aber auch hier entsteht gerade Wohnen am Wasser und schicke Einfamilienhäuser und eines Tages in nicht allzu ferner Zukunft werde ich am 24. April (auch wegen 25. April, Jahrestag der portugiesischen Nelkenrevolution) dorthin radeln, um meine Mainelken zu holen, der Laden wird dicht sein und im Schaufenster hängt ein Schild: „Hier eröffnet demnächst die Latte Macchiato-Bionade-Natursekt Pissbar.“ Und wenn Sie, liebe Leserinnen, diese Zeilen so interpretieren, dass ich diese Entwicklung beschissen finde, dann haben Sie richtig interpretiert. Wenn ich mal wieder nicht so unfassbar viel ackern müsste und wegen der Herausgabe der NETZ – Niedersächsische Teilhabe-Zeitung unter Zeitdruck stünde, würde ich mir aus Frust die Kante geben, mit einem Weißburgunder Sekt, extra brut, des Rheinpfälzer Winzer Doll. Was meine Nelke wohl macht?
03.05.2015 – 1. Mai Impressionen – Teil 2.
Hinterlasse eine Antwort