04.05.2015 – Schwule Schuhe.

Mit Freund und Kollegen Hermann auf der 900-Jahre-Feier unseres Stadtteils kurz auf ein Kaltgetränk abgehangen. Ich räsonierte darüber, das kein weibliches Wesen uns auch nur eines Blickes würdigen würde. Hermann:
schwule schuhe
“Hast Du Dir mal unsere Schuhe angeguckt?“ Das hatte einerseits was tröstliches. Andererseits ist es aber insofern rollentheoretisch interessant, als er damit das Klischee antizipierte und augenzwinkernd konterkarierte, dass Männer, die Stil und Geschmack besitzen, eigentlich nur schwul sein können. Gut, dass ich meine gelben Laufschuhe nicht anhatte. Was hätten die wohl für Signale ausgesendet!? Die beiden abgebildeten Paare sind übrigens nicht nur unserem Verständnis von Ästhetik geschuldet, sondern absolut funktionale Hochleistungstreter, mit denen man aus dem Stand einen Marathon unter 3 Stunden läuft. Beinahe jedenfalls.
Die Jubelarien um dieses ach so tollen Multikultikreativstadtteil gingen nicht nur uns Beiden auf alle Senkel unserer Laufschuhe. Ohne den Hauch einer gerne auch mal ironischen Selbstkritik wurde da nahezu völlig unkritisch eine Alternativspießerkonsumorgie inszeniert. Da wird die eigene Unfähigkeit über mehr als Klimmzüge an der eigenen Kiezmauer nicht hinauszukommen, als Heimatverbundenheit und Lokalkolorit abgefeiert, wobei jeder anständige Kosmopolit allein beim Begriff „Heimat“ schon seine Laufschuhe schnüren sollte. In diesem Viertel darf sich um Gotteswillen nichts ändern; dem Spießer seine 2. Eigentumswohnung und seine Zöglinge dürfen gerne der Nachbarschaft beim Partymachen die Hauseingänge voll kotzen, ansonsten ist man rotrotgrün und für Mülltrennung.
Ich habe früher immer Wert darauf gelegt, dass der SCHUPPEN 68 den Beisatz trägt „Das Künstlerkollektiv aus Linden“ oder ähnliches. Wenn uns heute jemand diesen Appendix anhängt, verklage ich ihn wegen übler Nachrede
Wes Ungeistes Kinder hier das Sagen haben, erkennt man an der Geschichte der Kastanie auf dem markanten Lichtenbergplatz (excellente und empfehlenswerte Internetseite). Der Vorgänger musste wegen Pilzbefall gefällt werden. Nun hätte man die Chance gehabt, an dieser Stelle was Außergewöhnliches, , über die Stadtteilmauer ausstrahlendes zu machen, kreativ und politisch, wie dieser Kiez vorgeblich ist. Vielleicht ein Denkmal für die ermordeten Juden des Stadtteils oder ein Loch, in das man alle Blödheit dieser Welt kippen kann. Es gäbe so viele Möglichkeiten, sich nicht zu blamieren.
Was hat man gemacht?
Ne Kastanie gepflanzt.
Echt.
1. mai
1. Mai zum letzten. Ich bin übrigens nicht nur Mitglied keiner Partei, sondern gründe eher selber welche, natürlich nur Satireparteien.

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