16.05.2015 – Faules Gesindel, geht doch arbeiten!

Am 13.05. fand eine ver.di Streikaktion von Beschäftigten der Versicherungsbranche in der City von Hannover statt und ich durfte die Kolleginnen mit einer kleinen Satire-Intervention unterhalten. Die Branche verdient sich sowohl dumm als auch dämlich, allein die Allianz AG hatte in letzten Jahr einen Reingewinn von 10 Milliarden Euro. Trotzdem werden immer mehr Arbeitsplätze abgebaut, der Rationalisierungsdruck steigt und als Angebot haben die Arbeitgeber für diese Tarifrunde lächerliche 0,8 Prozent angeboten. 0,8 Promille wären da weniger zynisch gewesen. Das hat sogar die nicht gerade extrem streikfreudigen Versicherungskolleginnen zu Hunderten in die City von Hannover getrieben und ich gab dort also den satirischen Heino Boss, Vorstandschef der Brillianz AG. Dazu hatte ich meinen Smoking an und wartete unter den Streikenden auf meinen Auftritt, nach den Reden. Die kannten mich nicht, wussten nicht, was auf sie zu kam und tuschelten ob meiner scheinbaren Andersartigkeit: „ …..vielleicht Arbeitgeberpräsident tuschel tuschel.“ Soweit hatte ich das Getuschel verstanden, fixierte die Flüsternden nebenan scharf und bellte in bestem Kasernenhofton: „Jawoll, und Chef hört alles.“ Schweigen. Nebenan baute sich ein notorischer Pöbler auf, Rentner, formte seine Hände zur Flüstertüte und bölkte: „Faules Gesindel, geht gefälligst arbeiten!“ Ob er das auch auf Nazidemos macht? Ich musste lachen, bei dem Vorwurf an Leute, die sich auf grund extremer Leistungsverdichtung die Seele aus dem Leib arbeiten. So was nenn ich gelungenes Warming-up.
träume der arbeitgeber zerplatzen
Die Streikenden ließen Seifenblasen steigen, hier platzen die Träume der Arbeitgeber von einer Billiglohnerhöhung. Ein schönes Bild, ich enterte die Bühne und begrüßte das Publikum: „Liebes faules Gesindel!“ Kaum hatte ich ein paar Stand-ups gemacht, kam das weibliche Gegenstück zum notorischen Pöbler zu mir an die Bühne und paulte mich an: „Was kriegen Sie denn dafür, dass Sie das hier machen? So wie Sie aussehen, sind Sie bestimmt nicht minderbemittelt.“ – „Geistig nicht, gnädige Frau, sonst schon, und ich würde gerne so wie die Streikenden hier einen gerechten Anteil an den 10 Milliarden der Allianz kriegen.“ Ich liebe Pöbler. Wenn ich noch mal auf eine Tournee gehen sollte, nehme ich einen mit.
Es ist aber immer wieder verblüffend, wie die Leute die Erscheinung für das Wesen nehmen. Kleider machen Leute; ich fall ja auch mich rein, wenn ich meinen Smoking anhabe, bin ich sofort 10 Zentimeter größer und drei Nummern selbstbewusster. Den Kolleginnen hat’s gefallen, hier mein Streikgedicht Sonst wird gestreikt bis in den Winter

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