Irgendwann in diesem Sommer auf dem Rückweg vom Kiesteich hörte ich einen schrillen Pfiff, konnte nur eine Schiedsrichterpfeife sein, also eingebogen auf den kleinen, versteckten Sportplatz am Wegesrand und sofort war ich von der Magie des runden Leders in Bann gezogen. Bratwurstduft, Spielerbräute am Spielfeldrand, Kommandos vom Platz herüberwehend wie „Kommpass“ (Heißt: Komm, spiel den Ball zu mir herüber, mittels eines Passes!) oder empörtes einfaches „Schiri!“, wohinter sich Klagen über Fehlentscheidungen des Schiedsrichters verbergen, es war einfach schön und ich verweilte. Fußball live ist eine hermetische Welt, voller Kürzel und Codierungen, und jenseits aller Klassenschranken (an der Genderfrage muss der Fußball aber noch arbeiten).

Flanke von links und Faustabwehr. Der Sommer ist ja angesichts der fröstelnden Morgentemperaturen schon gar nicht mehr wahr. Gestern das erstemal Bettsocken angezogen, grausiges Ritual. Aber es gibt wichtigeres. Ich frage mich, ob das eigentlich in allen Flüchtlingsunterkünften umgesetzt wird, dass man den Leuten paar Fußbälle in die Hand drückt. Natürlich kommt es in den Notaufnahmen zu Aggressionen, bei soviel traumatisierten Menschen auf engem Raum, die sich oft in ihrer Heimat schon nicht aufs Fell gucken konnten, kein Wunder. Aber drück den Leuten einen Ball in die Hand und schon ist für 90 Minuten der Hader vergessen.
Nicht immer. Leider. Was Fußballer aus jüdischen Vereinen hier ertragen müssen, lässt mir schon wieder die Hasskrause schwellen. Gut dass ich jetzt zu einem Stressjob muss, sonst ….
09.09.2015 – Flanke von links und Faustabwehr.
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