
Der Kunst-Installateur hat es schwör (Foto: Birgit ben Rabah). Mal wieder Fünf Euro Scheine verbrannt, bei der Aktion am Weltarmutstag in der City von Hannover, was besonders dann bitter ist, wenn es echtes Geld ist und die Medien dann darüber doch nicht berichten, weil anderes (zu Recht!) wichtiger ist, siehe hier im Bericht NDR „Hallo Niedersachsen“ ab Minute 07.05. Kurzer, aber guter Bericht.
Solche Aktionen sind für mich das Salz in der Suppe. Mit Flyern, Broschüren, Fachtagen etc. sprich: reiner kognitiver Aufklärung, überzeugt man doch höchstens die eh schon Gläubigen. Aufklärung funktioniert nur, wenn sie an gesellschaftliche Bilderzählungen und öffentliche Kommunikation andockt, z. B. bei performativen Kunstinterventionen wie unsere am Weltarmutstag. Außerdem hat es allen Beteiligten ziemlichen Spaß gemacht, wie man hier sieht. Für alle halbgebildeten Künstler und Viertelintellektuellen, die diese Kunst als Sozialgedöns abqualifizieren, als Bildungsgutschein folgendes: Hinter dem Interventionsansatz steht die Theorie von Sergej Tretjakov des operierenden Schriftstellers (Künstlers grundsätzlich), der sich mit seiner ästhetischen Arbeit in die gesellschaftlichen Produktions- und Lebenszusammenhänge begibt und nicht wie ein Geier über ihnen schwebend sie nur registriert oder ausbeutet. Der Ansatz wurde später von Brecht mit der Radiotheorie und Enzensberger, als er noch alle Erbsen in der Schüssel hatte, mit seinem Medienbaukasten fortgeführt. Natürlich gibt es in unseren Kunstproduktionen auch was für Feinschmecker,

wie hier auf der Hartz IV Tafel das Spiel mit dem Trompe-l’œil Effekt . Die Bild-Frage, was ist echt und was ist nur Behauptung, schult nicht nur das Auge. Der Appell dieses Kunstwerks (SCHUPPEN 68 Kollektivarbeit), den eigenen Augen nicht zu trauen, ist zugleich ein genuin aufklärerischer: Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen (Kant).
Schön auch die Geschichte des Ehemanns,

der beim Anblick der Mauer zu seiner Frau sagte: „Die sind so links, bei denen gelten sogar Kommunisten als Rechtsradikale.“
Allein wegen solcher Geschichten bin ich zur Rampensau geworden, die sich da am wohlsten fühlt, wo es dreckig ist, wo es brodelt und dampft.
20.10.2015 – Mal wieder Geld verbrannt am Weltarmutstag.
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