18.03.2016 – Eine andere Welt ist machbar, Herr Nachbar.

„Ein grundsätzlicher Wandel der Geschlechterrollen und Paarbeziehungen hat in den letzten 20 Jahren nicht stattgefunden“, so das Fazit der aktuellen Genderforschung in einem Spiegelartikel über eine wachsende Zahl von hochqualifizierten Frauen, die sich auf ihre Hausfrauenrolle zurückziehen, während Männe (ab hier O-Ton Autor) die Kohle ranschafft. Und sich nach 10 Jahren, wenn sich die Mutti Zuhause mit den zwei Gören unattraktiv geackert hat, eine Jüngere anschafft, was für Mutti im Zweifel die Falle „Altersarmut“ bedeutet.
Was der Spiegel komplett ausblendet, ist die Tatsache, dass dieses individuell-resignative Rückzugsverhalten wie Arsch auf Eimer in den allgemeinen gesellschaftlichen Roll back passt. Ein derartiges Verhalten von (Haus)Frauen als Selbstverwirklichung auch nur zur Diskussion zu stellen, ist fast genauso reaktionär wie das Verhalten der Frauen selber.
Unter anderem welcher solcher Hanswurstiaden lese ich den Spiegel nur auf Reisen und wenn mich mal die Titelgeschichte anspringt. Wie im vorliegenden Fall die über die wachsende Spaltung zwischen Arm und Reich. Ohne großen Erkenntnisgewinn, außer der Tatsache, dass es jetzt sogar Spiegel und DIW gemerkt haben.
krallen zeigen - fischmarkt brüssel
Krallen zeigen – Brüssel Fischmarkt
Dass Männer sich dieses Verhalten von Frauen zunutze machen, so what. Warum soll der Profiteur sein Geschäftsmodell zur Diskussion stellen?
Wenn ich mir allerdings für mich den umgekehrten, also aufgeklärten, weil als Teil eines anderen Rollenverständnisses in die Zukunft weisenden Fall vorstelle, dass ich Zuhause hocke, mehr oder weniger erfolglos die Brut aufziehe und versuche, den Haushalt nicht zur Mülldeponie werden zu lassen, während die Mutti die Kohle ranbringt, würde ich mich wahlweise wahrscheinlich als „Opfer“, als „schwul“ oder „behindert“ fühlen (Hab vorhin auf dem Bahnsteig gehört, wie ein Halbwüchsiger die drei Begriffe in einem Satz unterbrachte. Ich dachte sofort: Das versuch ich auch mal. Voila.) Gruselig wird die Vorstellung, ich würde nebenbei (!) versuchen, als Kulturproduzent nennenswert Geld zu verdienen. Da könnte ich mir gleich ein T-Shirt häkeln mit der Aufschrift: LOSER. Im Laufe der Jahre hat sich leider herausgestellt, dass ich ein erfolgreicherer Kulturmanager als Produzent bin. Das ist für mich alleine schon eine Kränkung, die jeden Drogenabusus rechtfertigt.
Eines muss frau dem Spiegel Artikel aber lassen. Die eigene Meinung eines Autoren (im vorliegenden Fall: Autorin!) schimmert im Journalismus ja grundsätzlich in den letzten Zeilen eines Beitrags durch. Die bleiben haften, gerne auch in einem O-Ton versteckt.
Und da besteht bei der Autorin Hoffnung. Also Zitat Spiegel Artikel:
„Tobias Scholz (einer jener wenigen Parademänner, die Gleichberechtigung praktizieren, d. A.) findet: „Männer können vom Feminismus profitieren.“
Nicht vom weiblichen Rückzug in die Spielecke.“

Das ist genauso richtig wie die Erkenntnis, dass eine andere, sprich aufgeklärtere, bessere, Welt machbar ist.
Nur wann und mit wem?
Aber dank dem Spiegel hab ich mir jetzt auch darüber mal einen Kopf gemacht. Präziser: Ich hab darüber was in diesem Blog geschrieben.
Das heißt nicht automatisch, dass ich mir einen Kopf gemacht hätte.

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