23.03.2016 –Wolfgang Bosbach in Klein-Kongo.

intervention matonge 1
Brüssel, Rue de la Paix, Matonge (Afrikanisches Viertel, auch Klein-Kongo genannt). Achten Sie auf die Binde an der Wade im Denkmal. Auflösung unten.
Ich war vor ein paar Tagen in Brüssel, als einer der Paris Attentäter festgenommen wurde. Die Stadt war voll von schwer bewaffneten Soldaten und Sirenengeheul. Ich saß vor der Börse, trank ein Bier in der Sonne, Polizei und Krankenwagen rauschten an mir vorbei. Aber das war mir unwirklich, weit weg. Ich habe weder große Angst vor Bakterien, dem Waldsterben oder dem Terror. Wobei ich die Warnung des obersten Hygienechefs von Deutschland, Namen hab ich vergessen und auch keinen Bock, das zu verifizieren, das ist mein Privatblog und keine höhere Lehranstalt hier, neulich bedenkenswert fand: „Eine Mohrrübe, die in die Toilette fällt, können Sie ruhig essen. Wenn die in die Spüle fällt, sollten Sie das bleiben lassen. Da sind im Zweifel mehr Colibakterien dran …“ Meiner Toilette gebe ich ca. zweimal am Tag die Essigsauberkante, das stimmt schon ….
Ich schweife ab, ich sehe mir halt gerne beim Schreiben zu. Kleists Ausführung „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ passt bei mir auch aufs Schreiben.
Die Nachricht vom Terror in Brüssel gestern hat mich schon nachdenklich gemacht. Die U-Bahnstation Maelbeek liegt im EU-Viertel, um die Ecke von dem Ort, wo ich einen Auftritt hatte, von dort aus bin ich auch schon gefahren. Würde ich zum Beispiel Bedenken haben, wenn ich übermorgen nach Brüssel fahren sollte? Würde ich zum Fußballspiel am Samstag in Berlin gehen oder zu einem während der EM? Hypothetische Fragen, ich fahre nicht nach Brüssel und ich guck mir grundsätzlich keine Länderspiele an. Aber früher hätte ich mir noch nicht mal hypothetische Fragen gestellt. Die Wahrscheinlichkeit, von Terror betroffen zu werden, ist geringer als einen Sechser im Lotto zu kriegen. Aber ich spiele auch Lotto.
Verrückte Welt. Irgendwann wird es auch in Berlin passieren, da bin ich öfter, demnächst beim Karneval der Kulturen. Das ist doch in den Augen der Terroristen ein Babylon hoch drei: Musik, Drogen, Schwule, Lesben.
Ich sage mir in Abwandlung von Wittgenstein: Worüber man schreiben kann, davor braucht man keine Angst zu haben. Also scheiß auf die Terroristen, Berlin, ich komme!
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Auflösung Binde Wade.
Eine temporäre Intervention, witzig und schön, weil sie die Substanz nicht schädigt. (Wobei: Free Palestine … na ja, hinter sowas verbirgt sich oft wahnhafter Antisemitismus.)
Eben Wolfgang Bosbach im Deutschlandfunk. Der wird ja zu allem befragt, natürlich auch zu Brüssel. Seit ich den Namen präsent habe, und das ist seit Jahren der Fall, ist der mit dem Zusatz behaftet: Sterbenskrank. Austherapiert. Der Typ ist aber munterer als 99 % seiner Kolleginnen, seit Jahren. Ist das nur Resilienz?

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