22.07.2016 – Cappy ab!

Donald Trump ist also der Kandidat. Die zentrale Botschaft um diesen Kasper ist für mich, dass die Umfragen ihn nicht 60 Prozent hinter Hillary Clinton sehen, sonder nur vier, fünf Prozent. 40 Prozent aller Amerikaner_innen können sich also vorstellen, einen Mann zu wählen, dessen einzig adäquates Kleidungsstück die Zwangsjacke wäre. Ich bin weit entfernt von dem reflexartigen Antiamerikanismus vieler alternativ-linker Kasperköpfe hierzulande, aber da sach ich doch mal ’n Stück weit: Ils sont fous ces americains. Wenn schon in amerikanischen Medien die Möglichkeit eines Militärputsches gegen Trump im Falle seiner Wahl diskutiert wird, sagt das mehr als meine lichtvollen Analysen. Ich glaube, ich schaufele diesen Blog nicht nur deshalb voll, weil in meinem realen Tagebuch für so was kein Platz ist, sondern auch aus Rechthaberei. Erst gestern habe ich bei einem Arbeitsessen im Garten – ok, es war ein Zechgelage inclusive laber laber – mich selbst zitiert, aus meinem Blog, nach dem Motto „Wie ich bereits in meinem Blog schon vor Wochen formulierte…“. Nüchtern war ich nicht mehr … Witzig ist übrigens, wenn ich alte Blogeinträge noch mal lese und mich partout nicht mehr erinnern kann, ob die komplett erfunden sind oder ein Korn Wahrheit dabei ist.
Das hier ist ja eher ein cum grano salis Tagebuch. Höhöhö, famoser Bildungsscherz. Käme gut bei einem Kabarettauftritt vor Kolleginnen der GEW.
hauser dramatische republik
Hauser Dramatische Republik. Neukölln.
Eine Anspielung auf Kaspar Hauser, den Vorläufer von Bowies „Hero just for one day“? Ich flanierte daran vorbei, auf dem Weg zum U-Bahnhof Sonnenallee. In Neukölln gibt es an jeder Ecke ein öffentlich gefördertes Kulturprojekt und an jeder zweiten einen Laden mit Betreuungsangeboten von Wohlfahrtsverbänden. Das muss auch so sein, denn die Armutsquote ist die höchste von Berlin, mit 21,5 Prozent. Nur ist das mit ein Wegbereiter für Gentrifizierung. Neukölln mitsamt seiner noch subkulturellen Aura zieht Touris wie mich an, die gerne mal einen guten Weißen trinken und auch mal was anderes essen wollen als einen Döner. Und schon kommt die Spirale in Gang und die Mieten steigen und die Verdrängung läuft …
Interessanterweise ist im schicken Berlin-Mitte die Armutsquote überdurchschnittlich mit 18,5 Prozent (Gesamt-Berlin 14,1). Es findet also nicht nur Verdrängung aus Kiezen statt, sondern auch Vertiefung der Spaltung zwischen Arm und Reich innerhalb von Kiezen. Da liegt Musike resp. Randale drin, denn es glaubt doch niemand, dass in unserem Lande mehr Gerechtigkeit Einzug halten wird. Ein Mittel gegen Riots ist ja: Repressionsapparat aufrüsten. Ich sollte Aktien kaufen von Firmen, die Polizei und Militär ausrüsten. Eine guten Linken wie mich zeichnet immer auch fundiertes Verständnis nationalökonomischer Zusammenhänge aus.
cappy abnehmen
Cappy ab! Solange noch solche Schilder an Neuköllner Spielhallen hängen, ist mir nicht bange um den Kiez.
Yo mon!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert