
Banner der Landesarmutskonferenz Niedersachsen. Ich hielt das Banner im morgendlichen Schlurfen mit verquollen Augen zur Toilette für einen Surfer, als mein vom maximal viertelbewussten Hirn gesteuertes Auge darauf fiel. Ich hatte völlig vergessen, dass ich das Banner am Vorabend zum Auslüften und Aufspannen aus dem Keller geholt hatte, um es bei einer Veranstaltung des Sozialministeriums in Lüneburg aufzubauen. Flagge zeigen bei der Präsentation von Initiativen der Landesarmutskonferenz.
Guter Gott, dachte ich. Klimakatastrophe, das Meer reicht jetzt bis in den Garten und die Surfer nutzen das schon. Wie lange hab ich bloß gepennt? Meinem Gesicht nach zu urteilen Jahrhunderte.
Spätestens nach der Applikation meines selbstgemachten Gesichtswassers aus einem Geheimmix von Rosenwasser, Orangenblütenwasser und Hamamelis war ich wieder auf Betriebstemperatur und mir war klar: Arbeit wartet. Arbeit bis zum Horizont und ohne Ende. Was für ein Jammertal.
Und ich konnte den Termin nicht absagen mit der Ausrede: „Ich komm hier nicht weg. Die Klimakatastrophe. Das Meer steht bei mir im Garten. Und es ist doch eh alles sinnlos.“

Die „Mauer zwischen Arm und Reich“ – jetzt auch in Lüneburg eingerissen. Die Mauer hat ihr Geld echt verdient.
Ich meins aber auch. Als Improkünstler bin ich nach wie vor Weltklasse. Gestern war ich in einer Telefonwarteschleife, Probleme mit Handy, Bügeleisen, etc. pp., Technik halt:
„Legen Sie nicht auf. Der nächste freie Mitarbeiter wird Sie sofort bedienen“. „Drücken Sie die Taste 68, wenn Sie Selbstmord begehen wollen.“ Dideldudel, dideldudel.
So ging das 7:28 Minuten lang, bis eine Mitarbeiterin dran war. Hass kam in mir hoch. Ich:
„Legen Sie nicht auf. Sobald ich frei bin, bin ich sofort für Sie da. Piep. Legen Sie nicht auf. Sobald ich frei bin bin ich sofort für Sie da. Piep.“
Dieses vollkommen irritierte fragend-langgezogene „Haaallo?“ am anderen Ende entschädigte mich für alles. In mir hatte sich schon blanker Hass aufgebaut und es ist besser, Hass gerinnt zu Ironie als das man ihn mit nach draußen nimmt.
12.10.2016 – Neulich war ein Surfer in meinem Garten.
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