
Kirchen – die letzten handyfreien Zonen. St. Clemens, Weihnachten 2016.
Zeitgemäße professionelle Arbeit und Kommunikation ohne Smartphones ist kaum vorstellbar. Der Transport von Tontafeln und Pergamentrollen durch Brieftauben gestaltet sich bekanntlich schwierig. Aber nerven tun die Dinger schon mitunter, selbst im Theater oder in der Oper sieht man auch während der Aufführungen leuchtende Disaplayinseln aus dem dunklen Meer der Versunkenheit blinken. In Kirchen ist das anders, da herrscht noch Rest-Respekt. Nach dem Ende der Veranstaltung macht man schon mal Fotos, aber vorher ist Ruhe im Karton.
In St. Clemens, wo ich mit dem geschätzten Freund und Kollegen vom „Notizblättchen“ zu Ostern und Weihnachten abhänge, war ich mal Messdiener. Ich schätze Rituale, so auch die zwei jährlichen Besuche in der Wirkungsstätte meiner christlichen Vergangenheit. Selbst der sehr ausgeprägte und sich nicht immer auf der Höhe der Aufklärung befindliche Glauben des Freund und Kollegen vermiest mir die gute Weihnachtslaune nicht, zumal es hinterher immer ein paar Minuten hervorragende Orgelmusik gibt. Orgelmusik in solchen Resonanzräumen hat eine ähnlich körperliche Dimension wie die Vibrationen eines Bass bei einem Reggaekonzert.
Dem Glauben bringt mich das genauso wenig näher wie mein mangelndes Verständnis von Existenz und Beginn des Universums. Ich kapiere schon das Betriebssystem meines PC nicht, wie soll mich da so eine Petitesse wie das Universum in eschatologische Sphären katapultieren? Mir fehlt auch die strukturelle Veranlagung von zum Beispiel dogmatischen Ex-Linken, die felsenfest an die alleinseligmachende Wirkung in ferner utopischer Zukunft (= im Paradies) der Marx-Engels Werke, des Materialismus, des Klassenkampfes etc. pp. glaubten. Ich war und bin undogmatischer Linker, der das damals albern fand und wenn man auf solche Relikte heute stößt, nur noch deprimierend findet.
Wenn man in 40 Jahren nichts dazu gelernt hat, obwohl die Rundheit des Kopfes förmlich dazu einlädt, den Gedanken mal eine andere Richtung zu geben, ist das trauriger, als wenn sich solche Ex-Genossinnen auf den Marsch ins andere Paradies, in die Kirche begeben haben. Tragisch wird die Geschichte allerdings dann, wenn da Nazis draus werden, siehe Horst Mahler, Rabehl und andere.
Wo wir schon bei der Vergangenheitsüberwältigung durch die Kraft der Gegenwart sind, muss ich eins noch unbedingt klären:

Wie kam die große Liebe meines Lebens, meine Katze Luci, im Dezember 1996 an meinen damaligen Arbeitsplatz bei der Maschinenbau-Firma Berstorff, immerhin 15 (!) Kilometer von meiner Home Base entfernt?! Ich hab absolut keine Erinnerung mehr, aber man nimmt doch keine Katze mit an einen Arbeitsplatz in der deutschen Industrie, wo völlig andere Umgangsformen herrschen als etwa in der Werbebranche oder im öffentlichen Dienst?
Und was für eine Software ist das, die da auf diesem maximal 10 Zoll großen Bildschirm im Hintergrund läuft?
Muss vor dem Urknall programmiert worden sein ….
26.12.2016 – Der Transport von Tontafeln und Pergamentrollen durch Brieftauben
Hinterlasse eine Antwort