10.02.2017 – Es kommt alles wieder.

return of the postkarte
Postkarten, zum Geburtstag, zunehmende Tendenz. Es gab Zeiten, da hab ich ein oder zwei gekriegt. Glückwunsch-Standard war doch lange die Mail, die SMS (heute whatsapp etc.) und das gute alte Telefon oder Handy. Postkarten waren völlig out. So wie Schallplatten. Kommt aber offensichtlich alles wieder, bei Schallplatten steigt der Umsatz auch wieder. Ich fröne ja nach wie vor Cassetten, das ist Mega-Avantgarde. Postkarten schreibe ich auch noch, weniger als früher, aber doch.
Zu meinen Lieblingsritualen im Urlaub gehört das Postkartenschreiben. In der Mittagssonne setze ich mich auf den jeweiligen Marktplatz des Urlaubsortes, mit der jeweiligen Getränkespezialität des Landes wie Port, Sherry, Marsala etc. und liebevoll ausgesuchten Motivkarten und beginne zu schreiben, nur in ganz seltenen Fällen mit konkretem Bezug zu meinem Urlaub, eher launig-absurdes freies Fluten der vom Alkohol umnebelten Gedanken.
Port ist übrigens in jeder Bar in Portugal erhältlich, mit Marsala in Sizilien sieht das schon anders aus. Orte, wo Getränke angeboten werden wie Caipiroschka, sollte man nur aufsuchen, wenn man einer Performance beiwohnen will. Oder wenn man kacken muss und keine Alternative in der Nähe ist.
Hier ist es bitterkalt.
polizeiwagen
Polizeiwagen stehen hingeduckt im eisigen Ostwind zwei autonome Steinwürfe von meiner Homebase entfernt und zittern einem Räumungseinsatz im Namen der Gentrifizierung entgegen. Eigentlich hätte ich bei der Demo dagegen mitmachen sollen, aber Gottseidank kenne ich einen Teil der ca. 50 Aufrechten, die dabei waren, und zuverlässig, aber nicht immer faktenorientiert, berichten. Und außerdem musste ich zu einem Diensttermin. Eine Besprechung, in der es auch um sozialräumliche Armutsverdichtung infolge von Mangel an Wohnungen mit Belegrechten ging, was etwas andres ist als Mangel an sozialem Wohnungsbau. Die Welt ist absurd. Und kompliziert.
Und treibt mich mitunter in den Wahnsinn. Eben, im Beginn des Tages multipel mit einer Mischung aus Hausarbeit und Home Office beschäftigt, suchte ich meine Schlappen, mit denen ich in den Garten gehe. Es gibt nur zwei Orte, an denen die stehen können. Eher läuft die Zeit rückwärts oder der Apfel fällt nach oben, als dass die jemals woanders stehen. Ich bin ein außerordentlich ordentlicher und strukturierter Mensch. Ergo rannte ich tobend wie Zeus ob des Verrats des Prometheus in der Wohnung rum und suchte die verdammten Schlappen.
Ich hatte sie die ganze Zeit in der Hand.

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