19.02.2017 – Born to be a Maler.

born to be a maler
Sollte ich jemals einen Maler brauchen, würde ich den nehmen. Da spüre ich eine gewisse geistige Nähe. Ich bin als Arbeiter der Stirn den handwerklichen Dingen des Lebens eher abhold. Hätte der liebe Gott gewollt, dass ich Elektriker bin, hätte ich zwei Lüsterklemmen an den Daumen. Ich hab keine Ahnung, was Lüsterklemmen sind, ich finde das aber ein schönes Wort. Es hat so was verruchtes an sich, in meiner schmutzigen Phantasie stelle ich mir vor, dass man da mit irgendwelchen lüsternen Tricks gegen seine Verklemmungen vorgehen kann, morgen gehe ich in ein Spezialgeschäft, mit hochgeklapptem Mantelkragen und tiefgezogenem Hut, und verlange mit leiser, verklemmter Stimme Lüsterklemmen.
Es kommt ab und zu vor, dass ich fachkundiges Personal brauche, um Fliesen zu legen, oder eigentlich für alles, was über das Einschrauben eines Leuchtmittels hinausgeht, und da will ich Zuhause nur Leute haben, mit denen ich auch mal einen Espresso zwischendurch trinken kann. Mit Born to be a Maler ginge das vermutlich. Aber Gottseidank brauch ich keinen Maler. Ist erst ein Zimmer reinweiß, sehen die anderen alle so scheiße aus, dass man da nachrüsten muss. Und dann noch neue Fußleisten und da kann ich ja gleich umziehen. Maler erinnert mich an auch Künstler und wenn ich an Künstler denke, vergeht mir die gute Laune. Wer hat eigentlich Künstler erfunden? Der liebe Gott hat doch Künstler nur in die Welt gesetzt, um mir die Arbeit zu einer ständigen Quelle von Mühsal, Plag und Irrsinn zu machen. Wenn es nach mir ginge, würde jedem Künstler bei der Geburt ein Wecker an die Backe getackert, der eine halbe Stunde vor jedem Termin klingelt, damit diese Brut nie, niemals in ihrem Leben zu spät kommt. Aber wahrscheinlich hat der Teufel die Künstler in die Welt gesetzt.
Es gibt ein persisches Sprichwort: Eine Mauer kann nie so hoch sein, als dass sie nicht ein mit Gold beladener Esel überklettern könnte. Bei mir ist die Mauer verdammt niedrig.
kastens hotel
Ab und zu habe ich Sitzungen in Kastens Hotel, die Nr. 1 am hiesigen Platz. Was nicht viel heißt. Was die Hotellobby da angeht, habe ich schon mehr Glanz und Gloria gesehen. Trotzdem ist es ein nice place to be und demzufolge bin ich eher geneigt, den Ansprüchen des Veranstalters zu willfahren als wenn die Sitzungen in einem Bürgerzentrum abgehalten würden. Bürgenzentren erwecken in mir schon mal den Geist der Rebellion, da kommt der alte Marx (natürlich Groucho) in mir hoch: Whatever it is – I am against it! In Kastens Hotel bin ich eher mit dem Gefühl eingelullt:
Whatever it is, ich hätte gerne noch einen Darjeeling und ein Stück Gebäck.
In solchen Momenten, wo ich mich dabei ertappe, angepasst zu sein, Mainstream, beruhige ich mich mit dem Gedanken, dass ich in diesem Leben nirgendwo mehr was werden will. Ich bin in der beruhigenden Lage, jederzeit überall sagen zu können:
Leckt mich. Ich mach was anderes.
Ich formuliere es im Zweifel mit mehr Contenance. Ich hab es aber auch schon drastisch formuliert.

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