27.03.2017 – Immer wenn ich die Kloschüssel sauber mache, denke ich an Salat

Wer jetzt Einblicke in Abgründe sexueller Devianz erwartet, wird enttäuscht. 99 Prozent aller Säuberungsaktionen im Haushalt nehme ich mit normalem Essig vor, 29 Cent der Liter. Billiger und nachhaltiger geht’s nicht und riechen tut das Zeug eben nach Salat.
Zum Salat selbst nehme ich dann allerdings eigens angesetzten Himbeeressig. Wenn ich in manchen Bäder Sagrotan sehe, schüttele ich mein weises Haupt. Wie soll da die notwendige Resilienz entstehen. In Krankenhäusern und Altenheimen bin ich allerdings vorsichtig. Türen unauffällig mit Ellenbogen auf und die Desinfektionsflaschen nutze ich da immer. Als ich neulich eine ältere Dame im Seniorinnenheim, wie wir es korrekt nennen wollen, besuchte, fiel mir nach dem Verlassen auf: Ooops, desinfizieren vergessen.
Bevor der böse Noro Virus mich atttackieren konnte, desinfizierte ich mir die Hände mit meinem Ouzo Flachmann, der immer in meinem Rucksack ist.
ouzo flachmann
Ouzo Flachmann und Tagebuch am Strand.
Ich sass im Zug, das Heim war auswärts. Der Zug war warm, der Ouzo kräftig. Ein intensiver Anis Geruch machte sich breit. Ich war guten Gefühls, der Besuch der alten Dame war mein gutes Werk für heute gewesen. Ich nahm einen kräftigen Schluck und Wohlbehagen breitete sich über Gemüt und Körper aus.
Wohlbehagen breitet sich morgens nicht bei mir aus, eher nackter Hass, wenn ich meine Zahnbürste auf das Zahnputzglas legen will. Früher gab es abgeflachte, regelrecht quaderförmige Zahnbürsten, die konnte man ohne weiteres auf dem Becher ablegen. Heute sind alle Zahnbürsten abgerundet. Wenn man die auf dem Becher ablegt, rollt sie automatisch auf die Unterseite und die Zahnpasta kleckert runter. Wer denkt sich so eine Scheisse aus? Lobbyisten des militärisch-industriellen Zahnpastakomplexes? Dass da die Friedensbewegung mal auf die Strasse geht. Aber nein. Da wird munter für Vietnam und Nicaragua demoliert, Bürger runter vom Balkon, Solidarität mit Vietcong und so weiter und so fort.
Neulich brachte es ein Intellektuellen-Darsteller in einem DLF Interview fertig innerhalb von drei Sätzen viermal den Begriff „Narrativ“ unterzubringen. Auch da quillt Hass in mir empor. Wie ich überhaupt der Meinung bin, dass der liebe Gott die Welt nur geschaffen hat, um mich ständigen Demütigungen, Zumutungen und Mentalpestilenzen auszusetzen. Rex Gildo, ein Schlagerzombie aus Vietcong-Zeiten, beklagte sich am Ende seines Lebens: „Immer nur Hossa, die Leute wollten immer nur mein Hossa. (Sein größter Hit, hier. Bewegen konnte sich der Mann, chapeau).“
mauer
Einer meiner Standards ist die Mauer zwischen Arm und Reich, die gerne von Besuchern, Passanten, Teilnehmern etc. eingerissen wird. Wenn es darum geht, Veranstaltungen kreativ etwas aufzumöbeln, steht die Mauer immer in der ersten Reihe. Ich beklage mich nicht. Der Wurm soll dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. Aber es ist schon so, wie ein Freund und Kollege neulich bei der Vorbereitung einer Veranstaltung sagte:
Die Mauer ist dein Hossa.
Das sass wie ein Leberhaken, kurz und schmerzhaft. Im Sommer der Höhepunkt meines Daseins als Mauer-Meister: Die Mauer in dreifacher Version beim Luther Jubiläum in der City von Hannover. Da das Einreissen der Mauer mittels Stand-Up moderiert werden muss, hab ich ein Problem. Wenn ich an den drei Stellen gleichzeitig auftauche, krieg ich Ärger mit der evangelischen Kirche. Die haben es mit Wundern nicht so. Andererseits würde das bei den Katholen meine Chancen auf Seligsprechung erhöhen.
Was mir ganz klar zusteht. Amen.

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