Das macht es mir leicht, Urlaubsfotos zu betrachten, anders als bei minus 10 Grad und Eis und Schnee.

Bucht bei Cala Rajada, Mallorca. Eine größere touristische Agglomeration, aber wenige Meter jenseits der normalen Touristen-Routen jede Menge kleinere Buchten. Die hat man zu dieser Jahreszeit komplett für sich alleine und kann ungestört dem diamantenen Funkeln der Lichtreflexe auf den sinnlich glucksenden und tanzenden Wellen nachspüren. Da ich ausgebildeter Nato-Kampfschwimmer bin, schwimme ich natürlich auch, trotz eher niedrigschwelliger Temperaturen. Das Anschwimmen startete ich heuer in einer Bucht, wo ein paar Leute lagen, und die in einer kalten Strömung liegt, was ich nicht wusste. Ich tapste in Badehose ans – natürlich menschenleere Wasser – und erstarrte. Die Temperatur war selbst für einen Kampfschwimmer gewöhnungsbedürftig. Aber ein Zurück gab es nicht.
Es waren Frauen am Strand. Völlig egal, welchen Alters oder Aussehens, da bricht sofort der alte Adam durch den dünnen Lack der antrainierten Pseudo-Emanzipation a la „Steh zu Deinen Schwächen“. Blablabla. Frauen wollen Sieger mit Waschbrettbäuchen und keine Kuschellooser. That’s the fact. Chakka.
Das Einzige, was mich in diesen qualvollen Momenten im eiskalten Wasser Mallorcas am Leben hielt, war der wärmende Gedanke daran, dass 99 % aller Männer in meiner Alterskohorte hier schon den raschen Herztod gestorben wären. Ich kam als Held aus dem Wasser.
Und besuchte die Bucht nie wieder. Alle Frauen in der Bucht sonnten sich entweder mit geschlossenen Augen oder lasen in ihren Kindles. Der Wasser-Held stieß auf ungefähr so viel Interesse wie ein umgefallenes Verkehrsschild in Schrobenhausen. Mein Verdacht bestätigte sich mal wieder: Frauen sind die vernünftigeren Wesen. Am Nachmittag mit dem Rad in die Burg von Cap der Pera. Eher ein ganzes Wehrdorf, gegen Korsaren, Piraten, Muslims, eine riesige faszinierende Anlage. Die Insel wurde permanent belagert und erobert. Endgültig ab ca. 1960 von den Ostgoten.

Burg von Cap de Pera. Wie soll man das verstehen?
Zuhause herrscht wieder der Klassenkampf. Gentrifizierung dräut an allen Ecken in der Hood (Hannover-Linden), in der ich wohne. An allen Ecken? Nicht an allen.

In Linden-Süd gibt es noch freie Wohnungen. Wenn die FDP das mitkriegt, wird sie wieder sagen: Alles nicht so schlimm. Der Markt regelt das.
Zynismus. Zweifellos. Aber mich treibt die Frage um: wie gehe ich offen und angstfrei mit dem Geschehen aus der eiskalten Bucht um? Welche Konsequenzen hat das für mein Rollenverständnis?
Und wieso fallen in Schrobenhausen einfach so Verkehrsschilder um?!
28.03.2017 – Das erste Frühlingsahnen liegt in der Luft
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