Der Wecker klingelte am 01. April um 4.45 Uhr. Ich musste zu einem Auftritt nach Osnabrück, zur 30. Osnabrücker Sozialkonferenz. Eigentlich ein angenehmer Anlass, der Kollege Manfred Flore von der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften in Osnabrück schafft es mit einem engagierten Kollektiv seit nunmehr 15 Jahren jedes Mal, um 100 Betroffene, Politikerinnen und Menschen aus Verbänden und Organisationen an einem Samstag zu einem kritischen sozialpolitischen Aufschlag zu mobilisieren. Toller Job und Veranstaltungen dieser Art gibt es nicht sehr viele, ich kenne keine einzige außer den eigenen Fachtagen der Landesarmutskonferenz. Ich habe heuer wieder gerne, mittlerweile zum 5. Mal, das „kulturelle Rahmenprogramm“ übernommen. Die Achse Hannover-Osnabrück muss man sich als fest geschmiedet vorstellen.
Und mich als müde. Der Wecker hätte gar nicht zu klingeln brauchen, ich war um 3.12 Uhr schon wach. Mein Schlafrhythmus ist zurzeit volatil. Der Muntermacher Adrenalin setzt bei mir auch erst kurz vor jedem Auftritt ein.
Außerdem wollte ich zum Jubiläum was Besonderes machen. Ich kam also auf die glorreiche Idee, die Mauer zwischen Arm und Reich nach Osnabrück zu bringen, was Probleme mit sich brachte.

Die Mauer zwischen Arm und Reich in Osnabrück (Beim Bildercheck, dem Gegenstück zum Soundcheck).
Der Grundgedanke dieser Mauer besteht aus zwei Komponenten: 1. Sie ist als Blickfang für Outdoor Einsatz, um Passanten zum Stehenbleiben (und Mitmachen beim Einreißen der Mauer) zu animieren. 2. Sie soll dem Veranstalter ein originelleres Bild für die Medien liefern als: „Rechts im Bild Veranstalterin Frieda Friedlich, links daneben Sozialministerin Cornelia Rundt.“ Solche Bilder sind so aufregend wie mein Bildschirmschoner.
Was mit den Medien in Osnabrück ist, wird man am Montag in den Regional-Zeitungen sehen. Aber eine sitzende, eh schon für ein Thema interessierte Menge zum Aufstehen und Mitmachen zu animieren, ist nervig. Wenn Passanten weitergehen, ok. Sind sie halt weg. Wenn das Saalpublikum nicht mitmacht, haben wir ein Problem.
Außerdem ist der Transport von dem sperrigen Ding mittels Zug ätzend.

Mauer im Zug.
Ich war mit einem Kollegen unterwegs, der für einen Impulsvortrag zuständig war. Wir beide hassen Autofahren. Also die Mauer in den Zug. Ich fragte den Schaffner: „Das ist doch ok so?“ Schaffner: „Nee, das geht nicht. Dafür müssen Sie einen Kinderfahrschein lösen.“
Ich guckte konsterniert. Pause. Dann Schaffner: „April, April.“ Und wollte sich mit seinem Kollegen ausschütten vor Lachen. In das mein Kollege und ich herzhaft einstimmten. Guter Gag. Sehr gute Schaffner, die im Gespräch Geschichten von Leuten erzählten, die schon mal mit einem Kühlschrank auf der Sackkarre im Zug auftauchen.
Ab da war der Tag munter. Das Publikum in Osnabrück war aktiv dabei, meine handsignierten Polaroid Fotos von verdienten Einreißern in Aktion gingen weg wie warme Semmeln und die Grundstimmung im Saal konnte man als heiter-gelöst bezeichnen.
Was ist noch von dem Tag zu berichten?
Beim morgendlichen Einsteigen in die Taxe zum Bahnhof in der Toreinfahrt schräg gegenüber ein von den Hormonen der Party-Nacht übermanntes (frautes?) Pärchen, dass offensichtlich den Coitus vollzog.
Stellt sich da die Sinnfrage, wenn man selbst gerade zur Arbeit aufbricht?
Die Antwort auf diese und viele andere Fragen demnächst in diesem Blog. Bleiben Sie drin!
02.04.17 – Der Samstag fing nicht gut an.
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