06.04.2017 – Kannibalisiert

OSK Die Mauer zwischen Arm und Reich
Artikel NOZ über die Mauer bei der Osnabrücker Sozialkonferenz. Die Veranstaltung war toll, wie immer ein Erfolg. Die Mauer hat ihr Ziel erreicht, einprägsamere Bilder zu liefern als der übliche Standard. Allerdings besteht in unserer Bilderorientierten Medienwelt die Gefahr, dass der Inhalt einer Veranstaltung vom Bild quasi kannibalisiert wird. Den sozialpolitischen Akteur in mir ärgert das. Den Künstler freut’s. Die Botschaft, die vielleicht alle im Kompromiss zusammenführt: Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte. Und die Botschaft, die im Interesse aller Akteure lag, ist: Die Mauer zwischen Arm und Reich muss weg. Ein Bild prägt sich nun mal eher ein.
Ein Bild wie dieses, work in progress.
sarotti mohr
Der Sarotti Mohr serviert Zigeunersosse zum Negerkuss anlässlich der Präsentation der Sonnenblume „Goldener Neger“, während der glatzköpfige Neonazi Meister Propper im Hintergrund auf seinen Einsatz zum „White Washing“ lauert.
Ich überlege, die Skulptur in Lebensgröße produzieren zu lassen und am 6.8, dem Tag der Pioniere des Anti-Imperialismus, in der Innenstadt zu enthüllen. Das Ganze wird von einer Campagne in den sozialen Medien flankiert. Auf den Shitstorm freue ich mich jetzt schon.
Viel Arbeit, wäre aber eine Intervention auf der Höhe ihrer Zeit. Die Kritik der bestehenden Verhältnisse muss immer auch eine Kritik der bestehenden Ästhetik sein und insofern sie nicht auf dem jeweiligen aktuellen Stand der Reproduktionsverhältnisse und medialen Verfasstheit ist, ist sie nicht nur zum Scheitern verurteilt, sondern schlicht reaktionär. Sie konserviert dann trotz guter Absicht den Müll von heute.
Gestern haben mir zwei Professoren unabhängig voneinander bestätigt, dass bei den aktuell Studierenden absolut kein kritisches Bewusstsein vorhanden ist. Und das in den Bereichen Sozialarbeit und Medien. Holy shit.
Soviel zum Stand des kritischen Bewusstseins. Manchmal wird mir die Realität ein bisschen viel. Ich fahr jetzt konsumieren. Vielleicht hilft das.

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