25.05.2017 – Männlicher Größenwahn erleichtert die Arbeit.

LAK bei Miethaie zu Fischstäbchen
Demo gegen Miethaie in meinem Kiez. Meinen Rede-Beitrag absolvierte ich im Smoking. Als Dandy bin ich froh über jede Gelegenheit, einen Smoking tragen zu können. Der ist leichter, angenehmer, stilvoller und vor allem origineller als das notorisch-autonome Schwarzleder vor Ort. Abgesehen davon ist er Bestandteil einer meiner künstlerischen Identitäten und soll dem jeweiligen Locus meiner Performance und mir, dem Publikum und dem Gegenstand, nämlich der Kunst, die angemessene Würde, Eleganz und den notwendigen Respekt mit vermitteln. Die Dialektik von Form und Inhalt halt.
Ob das bei der Demo und meinem Beitrag hinreichend gelang, daran hege ich leichte Zweifel. Ich musste einen jungen Revoluzzer-Heißsporn über die Funktion von Öffentlichkeit bei Demonstrationen belehren, ein Betrunkener krakeelte mich dauernd voll mit „Ich bin auch Akademiker“, die Linken kriegten sich coram publico mit den Autonomen in die Wolle, wer wohl den größeren Verrat an der gemeinsamen Sache begangen habe. Es hätte nach derlei Stimmungssenkern eine geballte Ladung Uppers gebraucht, um die volle Power über das krächzende Megafon zu bringen, und ob mein satirischer Redebeitrag, bei dem ich in die Rolle eines Miethais schlüpfte, für den Einzug in die Hall of Fame der politischen Satire reichte? Hm.
Trotzdem weigere ich mich nach wie vor, die Welt mit der 68. Broschüre zu diesen Themen zu beglücken. Das überzeugt niemanden, interessiert keinen und vermüllt nur die Umwelt. Wer die Verhältnisse zum Tanzen bringen will, der braucht Bewegung. Eingreifen, Bilder produzieren, Erzählungen inszenieren. Und beim Tanzen kann man sich auch schon mal auf die Schnauze legen. Was übrigens die Resilienzkräfte enorm fördert. Ich kann mir mittlerweile ehrlich gesagt in meinem Bereich keinen Job, keinen Auftritt vorstellen, der mich überfordern würde. Größenwahn? Sicher, ich bin eben ein Mann. Eine Frau würde öffentlich niemals so argumentieren. Sehen Sie es mal funktional, liebe Leserinnen: Größenwahn erleichtert die Arbeit.
Smoking Teil 2 – einen Tag später:
170524Neue Presse-LAG FW -LAK
Ein diametral anderes Setting. Die notorische Mauer mit ihrem Schöpfer beim Einsatz zur Pressepräsentation des „Hauses der Wohlfahrt“, was auch meine Geschäftsstelle ist.
Die Mauer muss weg bei der LAG FW
(Foto: syno kommunikation) Wenn man heutzutage den Medien keine Bilder, Erzählungen liefert, kann man seine Arbeit auch gleich in der tibetischen Hochebene organisieren. Der Effekt ist ähnlich.
Hinterher Pressekonferenz, danach Empfang mit Schnittchen, Prominenz aus Politik und Verbänden bis hin zur Sozialministerin Cornelia Rundt. Von da aus zum Treff der Gruppe Gnadenlos Gerecht, Aktionen, Veranstaltungen planen und die gemeinsame Reise zum Armutskongress in Berlin. Spät um 23 Uhr war ich tot. Zumindest wünschte ich mir das, denn dann würde ich fitter sein als in dem Moment.
Das einzig Ärgerliche an der Causa war: ich kann niemandem die Verantwortung für solche Zustände geben, was ja mitunter erleichtert: Der blöde Chef, die blöde Firma, der blöde Staat, die blöde Gesellschaft, das blöde Universum. Alle blöde, nur ich nicht? Nein. Meine Entscheidung. Ich muss das nicht machen. Ich könnte genauso gut auf Malle durch die Tramuntana wandern und später am Strand, mit einem Gläschen Son Ramon Weißwein von der Insel, die liebe Göttin eine gute Frau sein lassen.
Später.
Erstmal Autonomie.

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