27.05.2017 – Rock’n Roll und Rollrasen. Terror in der Metropole.

Rockn Rollrasen
Mein Rollrasen. Früher Rock’n Roll, heute Rollrasen. So ändern sich die Zeiten. Als Gärtner bin ich für meinen Garten ein ähnlicher Glücksfall wie Stalin für die SBZ. (Für Spätgeborene: SBZ – Sowjetisch Besetzte Zone. Was die DDR de facto bis zum Ende der Mauer war. Wir hatten in der BRD den Ami am Hals. Und das war auch gut so. Ich wage mir die Entwicklung eines geeinten neutralen Deutschlands ohne Besatzungsmächte nicht vorzustellen, wenn die Westmächte Stalins Angebot von 1952 angenommen hätten. Keine 10 Jahre und die Ostgoten hätten den nächsten Krieg angezettelt, Furor teutonicus ).
Na ja laber, laber, lange Rede, kurzer Unsinn,
als Gärtner bin ich ein Desaster,
In diesem Blog bin ich der Master.
Heuer hatte ich einfach keinen Bock mehr, Samen auszusäen und im Sommer festzustellen, haben alles die Meisen weggepickt, ist vergammelt oder wegen Tschernobyl verstrahlt. Öko Öko, Rhabarber, Rhabarber. Also hab ich Rollrasen bestellt. Als die erste Bahn lag, hat mich fast der Schlag getroffen. Das sah so natürlich aus wie Donald Trumps Frisur. Mein Nachbar meinte kurz und trocken, nach Art des Hauses Leberhaken:
„Das ist kein Rollrasen, das ist ein Prollrasen.“
Ich verfiel in abgrundtiefe Depressionen. Mein Konsum an Psychopharmaka nahm derartige Ausmaße an, dass sich der Aktienkurs der Firmen Merck und Novartis verdoppelte. Dann aber lagen alle Bahnen, der Rasen wuchs an, erstrahlte in sattem pastellem Grün und wenn man darauf geht, dann geht man nicht einfach, man schreitet auf einem weichen zarten Teppich, geht man barfuß, streichelt das üppige Grün die Fusssohlen dergestalt, dass man in sexuelle Raserei versetzt wird. Es ist die pure Wonne. Und das allerschönste ist: Alle bewundern ihn. Der Rollrasen als Statussymbol. Ich überlege mir einen in der Küche auszulegen. Oder im Schlafzimmer. Wegen der Raserei.
Die Frisur verschandelt im Moment das Amphitheater in Taormina, beim Gipfel der G 7.
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070425hölderlin perfomance teatro greco 1
Das Teatro Greco dort ist atemberaubend. Ich wurde dortselbst vor Jahren vom genius loci ergriffen und zitierte Oden von Friedrich Hölderlin, den ich immer im Tornister mit mir führe.
teatro greco
Innerhalb einiger Momente hatte ich das komplette Amphitheater leerdeklamiert. Mich erinnerte das an das Amphitheater von Kos, wo ich ebenfalls den Hölderlin gab. Ich war mit meinem Bruder dort. Er wälzte sich vor Lachen im Staub der alten Trümmer.
Ich aber beschloss, Satiriker zu werden.
Pfingsten ist Karneval der Kulturen in Berlin. Seit Jahren treffe ich mich mit uralten Freunden aus Schulzeiten dort und wir verfallen in Sambagesteuerte Raserei, altersgemäß natürlich. Mittlerweile haben wir uns auch halbiert, von der Anzahl her. So ein Karneval vertritt all das, was die das Leben so verachtenden IS Faschisten hassen. Ein ideales Ziel. Solche Gedanken hatte ich früher nicht. Der Terror verändert den Alltag. Es wäre aber auch naiv zu glauben, dass das mit dem Kapitalismus, der jeden dem anderen den Wolf sein lässt, jederzeit bereit, ihm an die Gurgel zu gehen, lange gut gehen könnte. Der Terror ist von der Peripherie zurückgekehrt in seinen Ursprung, in die Metropole.
Tanzen am Abgrund.

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