04.07.2017 – Nie wieder arbeiten

arbeiten
Das denke ich manchmal, wenn ich morgens mir all die Ordner auf dem PC angucke, hinter denen mich abzuarbeitende Projekte höhnisch angrinsen. Euch mach ich fertig! Denke ich dann zurück.
Nie wieder arbeiten, das wäre für mich eine Dystopie. Nie wieder erwerbsarbeiten, damit könnte ich leben. Aber ohne Arbeit als konstituierendes Moment menschlicher Existenz?
Das Foto des Graffitis oben ist um die Jahrtausendwende aufgenommen. Ich war im Begriff, arbeitslos zu werden. Massenentlassungen, wie der Kapitalismus halt so spielt. Der gewerkschaftliche Organisationsgrad der betreffenden Firma war sehr hoch, ich würde daher im Rahmen eines Sozialplanes eine in meinen Augen fürstliche Abfindung erhalten. Da ich eh die Erwerbsarbeit reduzieren wollte, um an meiner künstlerischen Karriere zu feilen und zu fräsen (es handelte sich um eine Maschinenbaufirma, sowas prägt den Sprachduktus), kam mir diese Zäsur wie ein Geschenk des Himmels. Ich entwickelte Utopien, was zu tun sei.
utopien
Utopien müssen erkämpft werden. Nicht wirklich. Ihre Umsetzung muss erkämpft werden. Utopien werden erdacht. Aber das nur am Rande.
schuppen 68
Das ist Brot gewordene und realisierte Utopie. Das damalige Logo des SCHUPPEN 68, vom verdienstvollen Kollektiv der ex-alternativen Backstube Doppelkorn gebacken. Mittlerweile ist der Laden eine ganz normal kapitalistisch funktionierende GmbH, bei der neulich im Rahmen von Umstrukturierungen (also Gewinnmaximierung) diverse Mitarbeiterinnen rausgeschmissen wurden.
Da wollen wir doch das Logo seligen Gedenkens der Nachwelt erhalten.
schreibmaschine (1)
Ebenso wie dieses Bild aus meinem damaligen Arbeitszimmer, wo im Hintergrund eine Adlerschreibmaschine steht. Schreibmaschine. Unfassbar! Mit dem Logo der Kampagne zur Einführung der 35-Stundenwoche. 35-Stunden Woche. Unfassbar. Heute haben wir durch Neoliberalisierung, Smartphones und Digitalisierung erfolgreich den 35-Stunden Tag eingeführt. Wofür ich dankbar bin. Wie soll ich sonst meine Arbeit schaffen.
Fazit:
wer ruhe will muss Drogen nehmen
Wer Ruhe will soll Drogen nehmen.
Wer keine Ruhe will, darf aber ruhig auch welche nehmen.

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