Zumindest ist das einer jener Impulse, den große, ergreifende Kunst in mir auslöst. Mich ergriff die Kunst neulich beim Abschlusskonzert im Masterstudiengang Kirchenmusik in der Neustädter Kirche in Hannover. Solche Prüfungskonzerte kosten wenig Eintritt und die Prüflinge, in dem Fall Dirigentinnen, geben sich echt Mühe. Und wann sieht man schon mal fünf verschiedene Dirigentinnen an einem Abend, innerhalb einer Komposition? Außerdem liegt die Kirche nur zwei autonome Steinwürfe von meiner Homebase entfernt.
Man gab „Paulus“, ein Oratorium von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Selten gespielt, mir völlig unbekannt. Aber gleich die ersten Takte der Ouvertüre schnürten mir den Hals zu, einfache, schlichte Streicher, aber was für eine Harmonieführung. Man wird, und so geht ja die Geschichte des Oratoriums, vom Saulus zum Paulus. Und wenn erst die Bläser zur Erlösung blasen, das hat was. Große Kunst wirkt immer auch als Katharsis. Man schämt sich ja ex post für alle Nickligkeiten. Wenn einem zum Beispiel alte Fotos in die Hände fallen, wie vom

SCHUPPEN 20. SCHUPPEN 68 Konkurrenz am Hamburger Fischmarkt? Eher nicht, den 20 gibt’s nicht mehr. Und meine Geste drückt eine gewisse Geringschätzung der Konkurrenz aus. Schäbig, schäbig.
Ebenso schäbig, aber drollig mein Kommentar zum Auftritt von Helmut Kohl in Hannover bei der 98er Wahl. Die CDU hatte mich angesichts der drohenden Niederlage für eine lustige, volksnahe Kampagne für Helmut Kohl engagiert. Mein Ergebnis fand ich sehr gut:

Original.
Meine lustige, volksnahe Kampagne für die CDU. Eine vollkommen revolutionäre & geniale Idee: Weniger Plakate, aber neben jedes Plakat ein Comedian, der volksnahe Stand-up macht!
Später überkam mich das schlechte Gewissen, ich kam mir vor wie Judas. Von der CDU Geld nehmen, das geht gaaaaarnicht. Man verrät nicht für lumpige 20.000 Mark, 98 gab es noch die DM, seine Ideale. 30.000 hätten es schon sein sollen.
In einer Nacht- und Küstennebel Aktion habe ich das Original dann gehässig geändert. Nicht schön von mir, aber handwerklich gelungen:

Fälschung.
Lahm und uninspiriert. Sowas wählt doch keine. Kohl hat ja dann auch die Wahl verloren.
Außerdem habe ich gar keine Ideale. Was sollte also der Aufriss….
Zur Strafe kriegten wir Schröder und Fischer, mit der Agenda 2010 und dem völkerrechts- und verfassungswidrigen Angriff auf Jugoslawien und und und
Wie gesagt: Ab Morgen werde ich ein besserer Mensch. Der Spruch hängt über meinem Bett und ich erfreue mich jeden Morgen dran.
Und wenn es den Paulus mal in Ihrer Nähe gibt, liebe Leserinnen, mein Tipp: Nix wie hin.
11.07.2017 – Ab Morgen werde ich ein besserer Mensch
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