12.07.2017 – Über den Umgang mit dem Tod

probeliegen im eigenen Grab

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto von meiner Performance „Probe III – Liegen im eigenen Grab“ (der Nachfolger von „Probe I – Wohnen in der eigenen Wohnung“ von 1995“ und „Probe II – Denken im eigenen Kopf“. Die Publikumsreaktionen habe ich mit einem Camcorder dokumentiert, damals noch analog und riesengroß (das Ding in meiner rechten Hand). Die Cassetten habe ich noch, den Camcorder auch. Wenn der aber in der Zwischenzeit den Geist aufgegeben hat, haben wir ein Problem. Respektive die Nachwelt hat das Problem, ein Abspielgerät für die Cassetten zu finden, wenn mir post mortem der Durchbruch gelingt und ich ein Megastar werde. Heitere Aussichten. Das Leben respektive der Tod kann aber noch grausamer sein, und das geht wie folgt:
Ich bin oft in Berlin. Dass ich dort trotzdem häufig Ausstellungen versäume, die mir wichtig sind, liegt in der Natur der Sache, und ist kein Drama. Richtig geärgert habe ich mich aber über eine verpasste Ausstellung 2015 mit Bildern von Wolfgang Herrndorf im Literaturhaus. Herrndorf hat tolle Sachen für die Titanic gemacht, richtig nahe geworden ist er mir aber durch seinen Blog „Arbeit und Struktur“. Dieser Blog handelt von seinem Sterben, nachdem ein Hirntumor bei ihm festgestellt wurde. Er hat dann am Ende Selbstmord begangen. Ich fand das bitter, dass ein derartig geniales Multitalent mit „Tschick“ seinen Durchbruch in späten Jahren erst dann hatte, als es ans Sterben ging. Lange Jahre trotz zahlreicher Veröffentlichungen und einiger Erfolge ein prekärer Künstler, der sich nur eine winzige schäbige Wohnung leisten konnte, dann der Mega-Erfolg, der ihn reich machen würde, und dann diese Diagnose. Liebe Göttin, mach, dass ich als Künstler nie erfolgreich sein werde und lass mich dafür lange leben! Und dass meinen Blog nur 15.000 Leserinnen pro Monat statt 15.000.000 lesen, ist auch nicht schlimm. Ich würd ihn ja selbst dann schreiben, wenn es nur 15 wären.
Es ist also alles gut so, wie es ist, und die Gemälde von Herrndorf kriege ich auch noch live zu sehen, im Kunsthaus Stade. Wie die das nach Stade gekriegt haben, würde ich auch gerne mal wissen.

Bild (8)
Es gibt Grenzen des guten Geschmacks, was den Umgang mit Tod angeht. Heimkehr ist eine Gnade. Unsere Kameraden, Opfer der Gewalt, mahnen. 1942.
Denkmal im Gedenken an Wehrmachtssoldaten und/oder Angehörige der Waffen-SS. Irgendwo in Deutschland, tausendfach. Mögen sich die Pforten der Hölle öffnen und diese Drecksmäler versinken lassen. Was für eine Infamie, eine Bande von Killern, die ab 1939 Europa in Schutt und Asche legten und mit ihrem Mörderhandwerk dafür sorgten, dass der Holocaust hinter der Front bis fast zuletzt industriell durchgeführt wurde, zu Opfern zu machen.

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