Der Kundige weiß sofort, dass es sich hierbei um die Sous-Vide Gartechnik handelt.
Dandys und Connaisseurs nehmen das augenzwinkernd zur Kenntnis und garen ihren Braten auch schon mal bei 80 Grad, damit demonstrierend, dass sie sich lässig und radikal über alle Regeln hinwegsetzen. Interessant fand ich bei dem Foto, dass das so zubereitete Gericht öffentlich via Aufsteller dem breiten Publikum vulgo dem Plebs feilgeboten wurde. Gesehen beim 200 Jahre alten Traditionshaus Lutter & Wegner in Berlin am Gendarmenmarkt.
Ich finde das nicht degoutant oder dekadent. Die Erziehung – und Öffentlichkeit ist immer auch Schule, Erziehung, indem wir uns in die Öffentlichkeit begeben, lernen wir – zu Genuss und Ästhetik sollte immer auch ein Anliegen von Linken sein. Einer der bedauernswertesten Irrtümer vor allem männlicher Genossen früherer Zeiten, als es noch nennenswert Linke gab, war, dass Linke proletarisch, ungehobelt, kulturarm und schlecht riechend mit schwarzen Fingernägeln den Weg zur Revolution beschreiten sollten. Gottseidank hat das ja dann mit einer Revolution im Sinne dieser Hohlköpfe nicht geklappt. Nur ein allumfassend gebildetes Individuum ist annähernd davor gefeit, den Terror der Gerechtigkeit und Tugend zu verbreiten. Terror wie ihn in der französischen Revolution zum Beispiel die Unbestechlichen um Robespierre und St. Just verbreitet haben. Louis Antoine de Saint-Just muss ein fulminanter Redner gewesen sein, sowas fasziniert mich immer.
Unbestechlichkeit finde ich allerdings eher bedrohlich. Jeder Mensch hat seinen Preis. Keine Mauer ist so hoch, als dass sie nicht ein mit Gold beladener Esel übersteigen könnte, altes persisches Sprichwort. Da hat er mal recht, der alte Perser. Es geht nicht nur um materielle Dinge wie Geld. Es geht auch um Ruhm, Anerkennung, Liebe, Macht. Auch damit kann man vom Pfad der Tugend gelockt werden. Ich bin für Geld, Jobs, Aufträge etc. kaum zu haben, in dem Sinne bin ich eher nicht käuflich (mich will ja auch kaum jemand kaufen). Aber für den Jahrmarkt der Wichtig- und Eitelkeiten bin ich durchaus empfänglich:
Persönliche Einladung. Ich steh auf sowas. Ich bin auf das Büffet und den Wein gespannt.
Und nun zum Wochenstart, liebe Leserinnen, an Sie die Frage: Wie hoch ist Ihr Preis?
Und lassen Sie sich bei dieser Gewissenserforschung durch den derzeitig öffentlich wallenden Diskurs von Tugendhaftigkeit, der Notwendigkeit von korrekter Ernährung, gestählten Körpern, Alkohol- und Nikotinabstinenz und ökologischem Furor nicht verwirren: je intensiver öffentlich die Tugend gepredigt wird, desto verrotteter sind die Verhältnisse.
Prost! Ich zünd mir dann mal ‘ne Tüte an.
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