07.10.2017 – Ich geniesse das Leben in vollen Zügen

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Die Ouvertüre war verheissungsvoll. Im Berliner Hauptbahnhof stauten sich hundertausende Ausreisewillige, die das Schicksal vieler Sinnsucherinnen der Postmoderne teilten, die Frage nach dem „Wann geht es hier endlich weg? Egal wohin, Hauptsache weg!“ Ein kleines Orkänchen hatte aus uns eine verschworene Schicksalsgemeinschaft geschmiedet, geeint durch das Band „Es fährt kein Zug nach nirgendwo und zwar frühestens um halb,den genauen Tag entnehmen Sie bitte unseren Durchsagen.“
Meine Abneigung gegen geschmiedete Schicksalsgemeinschaften machte mir die Entscheidung leicht. Ich entschied mich gegen eine Reise irgendwann mal in vollgequetschten ICEs, wo man sich das Gegreine von Zeitgenossinnen auf der Suche nach der verlorenen Zeit anhören müsste.
Und so befinde ich mich im Moment auf einer Odyssee mit Dampflokomotiven durch die Dörfer der SBZ (ehemalig!). Ich melde mich.
….
Später:
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Gestrandet in Rathenow – der Stadt der Optik. Die Anmutung weckt in mir klaftertiefe Sehnsucht nach der Stadt der Akustik und wenn sie jenseits des Polarkreises liegt. Verzweifelt google ich nach der Stadt der Haptik. Überhaupt hält mich nur noch Google aufrecht. Ich lerne: vor Zeiten sind zwei Abgeordnete der Linken im hiesigen Stadtrat zur CDU gewechselt. Rätselhaftes Rathenow.
Eine kleine Schar Verzweifelter hat sich bis hier durchgeschlagen. Wir frieren synchron im ungeheizten Wartesaal. Das verbindet. Ich rede sogar mit Wildfremden.
Fast alles Frauen. Der andere Mann wiegt ca. 150 Doppelzentner. Keine Konkurrenz. Ich überlege zu flirten, hab aber keinen rechten Plan. Google muss ran. Die Reise wird spannend. Ich melde mich…

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