22.12.2017 – Ich habe außer Ballett alles gemacht. Gesammelte Tiefpunkte meiner künstlerischen Karriere – Teil 1.

entartete musik
Plakat von der „No pasaran“ Tour meiner linksradikalen Postpunk-Band „Flying Sackbarrow Bros.“. Nach unserem Auftritt tauschten wir die Instrumente und machten als Shag 68 weiter. Das war kein Problem. Keiner von uns beherrschte sein Instrument. Wir hatten teilweise mehr als 16 Zuhörer, einmal sogar 17. Wir füllten ganze Hallen. Und zwar der Veranstalter im Umfeld unseres Auftrittsortes, wohin die Leute nach den ersten zwei Stücken regelmäßig flohen. Ich weiß nicht, wer von der Band die Mitschnitte der Konzerte hat. Ich möchte es auch nicht wissen und würde einem möglichen Veröffentlicher auf Youtube oder ähnlichem morgens auflauern und ihn ganz langsam mit einer Dampfwalze plattmachen. Vorwärts und Rückwarts.
Ich kann zu meiner Entschuldigung noch nicht mal anführen, dass ich jung gewesen wäre und das Geld gebraucht hätte. Ich war nicht mehr jung und wir haben niemals Gage gekriegt. Das Plakat aber ist toll. Würde ich wieder so machen.
Die Flying Sackbarrow Brothers waren aber nicht der Tiefpunkt meines künstlerischen Schaffens.
silke arp
Das war zweifelsohne der Auftritt des Kollektivs SCHUPPEN 68 beim schrägsten hannöverschen Etablissement aller Zeiten, bei „Silke Arp bricht“, 1995, zum 46. Jahrestag der DDR. Der Auftritt war eine Mischung aus Stand Up, Rock’n Roll, Therapiesitzung und öffentlichem Besäufnis live auf der Bühne, auf dessen Höhepunkt unser Superstar sternhagelvoll mitsamt Monitorboxen von der Bühne segelte. Das Publikum war teils hellauf begeistert, aber die Mehrheit drohte uns noch während des Auftritts Prügel an. Das Kollektiv trat danach in der Formation nie wieder auf. Davon gibt es sogar ein Videomitschnitt. Aber den hab ich. Und der wird niemals veröffentlicht. Und das Plakat ist grauenhaft.
Ich hab eben alles in meinem Leben gemacht außer Ballett.
Was eigentlich auch nicht stimmt. Keine 13 Jahre nach dem damaligen Verschwinden des SCHUPPEN 68 hatte sich Kollektiv so weit erholt, dass es in anderer Besetzung wieder auftrat.
SCHUPPEN Chefsatiriker Sievers (re) und Sponsorenliste
Hier 2009 beim Zinnober Volks-Kunstlauf Nr. 12 mit einer Performance beim „Kunstbüro“. (Rechts Chefsatiriker Sievers).
Stilmittel der Performance war: Tanz ….
tanz
Wir tanzten Ausschnitte aus den Wahlprogrammen der Parteien und ließen das Publikum raten, um welche Partei es sich handelte. Die Performance haben wir heute noch im Portfolio. Also doch: Alles gemacht. Und manches richtig.
Ich sortiere gerade die Scandateien meiner alten Papierfotos auf Datenträger. Die hat ein Kumpel von mir gescannt. So wurden die Schätze wieder gehoben, die sonst im Keller verschimmeln. Außer Wein hol ich aus meinem Keller nichts mehr hoch. 15.000 gescannte Papierfotos, da hab ich was für die Feiertage. Frohe Ostern, liebe Leserinnen.

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