19.01.2018 – Mein progressiver Alltag mitten im Orkan

Ex-Panzerkommandant
Neujahrsempfang Radio ffn. Redner: Bernd Althusmann, CDU, niedersächsischer Vize-MP und Ex-Panzerkommandant
Mein progressiver Alltag hieß eine autobiographische Comicserie von Chlodwig Poth, die die Widersprüche von Linken und Alternativen im Post-68er Alltag satirisch aufs Korn (Prost!) nahm.
Der Alltag von Rest-Linken heutzutage ist geprägt von Desillusionierungen und Niederlagen. Und Zynismus. Gestern noch räsonierte ich über das Öko-Ende der Welt, das ich zwar nicht mehr erleben würde, dessen Symptome mich aber mittlerweile durchaus im Alltag inkommodieren. Prompt schickte die Fraugöttin einen tobenden Orkan über das Land. Vor dem Fenster meines Arbeitszimmers donnerte ein Dachziegel auf die Kühlerhaube eines Mercedes, der Fahrer sprang zu Tode erschrocken aus dem Auto und wäre beinahe vom Gegenverkehr plattgewalzt worden. Ich war nicht minder erschrocken und schaute mir die Urgewalten im Garten an. Ein archaisches Unbehagen befiel mich, der Orkan rüttelte zornig in den kahlen Baumwipfeln und heulte, pfiff und brauste, dass einen grauste. Ich flüchtete wieder an meinen Schreibtisch.
Das böse, böse CO2. Macht unser schönes Klima kaputt. Für den Abend bestellte ich mir eine Taxe. Der hiesige Privatfunk ffn, eine entsetzliche Akustik-Nervenplage mit chronisch-hysterisch gutgelaunten Morgenmän-Moderatoren, gab seinen Neujahrsempfang, zu dem ich auch eingeladen war. Ich sitze als NGO Vertreter in der Versammlung der Landesmedienanstalt, die die privaten Medien in Niedersachsen überwachen soll, inklusive der Bürgersender. Das ist nicht so aufregend wie es sich anhört und eine substantielle Qualitätsverbesserung bei den Arsch-und Titten-Krawallsendern habe ich bisher auch nicht erreichen können. Und werde es auch nicht, denn, siehe oben „Der Alltag von Rest-Linken heutzutage ist geprägt von Desillusionierungen und Niederlagen.“ Dafür werde ich zu Empfängen wie bei ffn eingeladen, komme mir wichtig vor und merke, wie meine Beißhemmung gegenüber der bürgerlichen Gesellschaft für ein paar Momente zunimmt, was ja auch ein Sinn solcher Veranstaltungen ist.
Bis zu dem Moment, wo ich das Ganze als Inszenierung eines Dramas von Ibsen betrachte und siehe, es ist alles nur schöner Schein und darunter ist alles Lüge. Und bei Lichte betrachtet bin ich so wichtig wie der Furz einer Fruchtfliege. Mein Abend endete im Fond eines tonnenschweren SUV, irgendwelche Motorenwerke hatten einen Shuttleservice zur Verfügung gestellt, mit Autos so groß wie Panzer. Und das am Abend eines Orkantages. Wie gesagt: Der Alltag von Rest-Linken heutzutage ist geprägt von Desillusionierungen und Niederlagen.
Und Zynismus.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert