03.02.2018 – Widerwärtiger und gemeiner noch als der Tourist ist nur einer: der Einheimische.

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Jäger 90/Olivgrün
Schönes Zitat aus der „Jungle World“ vom 16.08.2012 zur Gentrifizierungsdebatte in Berlin, bedingt auch durch wachsende Touristenströme dorthin (z. B. via AirBnB):
„ Der Schriftsteller David Foster Wallace hat dazu schon alles gesagt: Als Tourist mag man ökonomisch bedeutsam sein, doch aus existentieller Sicht verwandelt man sich in eine widerwärtige Schmeißfliege auf einem Kadaver. Widerwärtiger und gemeiner noch als der Tourist ist nur einer: der Einheimische. Denn er bleibt hier und geht nicht wie der weg.“
Der subkulturelle Widerstand gegen Touristenströme (auch in anderen Metropolen wie Barcelona), die die Eingeborenen verdrängen, ist notwendig, nimmt aber da reaktionäre Züge an, wo er dem Fremden, dem Schwaben nur ein „Spätzle, go home“ entgegenhält, ausschließlich auf Ruhe im eigenen Kiez insistiert und grundsätzlich jede Veränderung ablehnt. Jede Mülltonne soll da bleiben, wo sie ist. Sozialer Wohnungsbau auf der Naturfläche Tempelhofer Flughafen? Bloß nicht. Wenn sich der berechtigte Widerstand gegen Verdrängung nur auf „Touris raus“ beschränkt und sich nicht erweitert um die Forderung für ein gutes Leben und Wohnen für alle und überall, eben auch für Hartz IV Bezieher*innen vielleicht im schicken Prenzlauer Berg, dann ist das schlichte reaktionäre Modernisierungsverweigerung.
Wobei ich Hartz IV Bezieher*innen ein Leben in Prenzlauer Berg nicht zumuten möchte. Ein Vegetieren dort ist machbar, aber sinnlos.
Ich bin mittlerweile auch ideologisch gewappnet für mein Sabbatical in Berlin. Ich bin dabei, mir ein Stammlokal dort auszugucken, wo ich dann mein Morgengetränk in der Vormittagssonne zu mir nehme. Natürlich keinen Latte Macchiato. Sondern einen weißen Port, wenn möglich 10 Jahre alt, das ist aber kein Muss. Kann auch 5 Jahre sein.
Das Lokal darf auch nicht annähernd an Szene erinnern, es muss eine Hardcore Proll-Butze sein. Der Wirt kriegt jede Woche die Flasche Port von mir geschenkt und kann mir den dann immer glasweise verkaufen. Dann mache ich mir Notizen für meinen Roman, an dem ich gerade schreibe. Natürlich nicht auf einem Apple. Handschriftlich, mit einem Füller.
Ich trage dann ein schwarzes T-Shirt, auf dem vorne steht: „Touris? No pasaran!“
Und hinten steht: „Ein Gespenst geht um in Europa.“
Alle Männer wollen dann bei mir sein und alle Frauen wollen dann so sein wie ich.
Für ein Sabbatical bedarf es der Kohle. Gut, wer da ein Näschen für Anlagestrategien hat. Ethisch einwandfrei versteht sich. Wie zum Beispiel die Deutsche Cannabis AG. Einwandfreier geht’s nun wirklich nicht. Die dümpelten jahrelang als Pennystock bei 50 Cent rum und „explodierten“ in dem Moment, als Hanf zu medizinischen Zwecken zugelassen wurde. Auf 3,50 Euro. Da werden selbst die 300 Prozent Profit zuschanden, bei denen laut Marx das Kapital zu jedem Verbrechen fähig wird, bei Gefahr des eigenen Galgens. Wohl dem, der bei der Cannabis AG das Näschen hatte, um mal in der Sphäre der Drogen zu verbleiben…
Und wer an eine Bitcoin-Blase glaubt, der hat null kapiert. Sagt wer? Der hier. Und woher hat der Mann seinen Fachverstand, was hat er im Job gelernt? Zitat über den Autor:
Er begann seine journalistische Laufbahn als freier Sportreporter und Musikkritiker.
Kein Wunder, dass der Bitcoin Kurs seit dem Artikel von vor ein paar Tagen um 25 Prozent abgekackt ist.

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