24.02.2018 – Mir bluteten nach wenigen Schritten die Augen vor Langeweile.

wlet-des-lernes
Willkommen in der Welt der Ödnis.
Wenn ich bis heuer nicht gelernt hätte, wie man effizient lernt, wäre ich ein Idiot und würde zu gar nichts kommen. Insofern war mein Besuch auf der hiesigen Bildungsmesse Didacta von eher fachfremden Motiven und dem Besitz einer Freikarte geleitet. Da mein Erkenntnishunger jenseits grauer Theoriebildung kaum Grenzen kennt, schlenderte ich trotzdem durch ein, zwei Hallen. Und fürwahr, Metis und Athene sei Dank, hielt ich reiche Ernte (Metis und Athene sind ist die Göttinnen der Weisheit).
Als erstes fragte ich mich, wofür die Designer von Messe-Performances eigentlich so teuer bezahlt werden. Es war die ewige Wiederkehr des Gleichen, ein ödes Geflimmer von riesigen Bildschirmen, digitalen Tafeln, Whiteboards, whatsoever, Schule 4.0, digitaler Unterricht, blablabla. Mir bluteten nach wenigen Schritten die Augen vor Langeweile, zumal die vor den Bildschirmen rumzappelnden Moderatoren offensichtlich alle die gleiche Moderatoren-Schule besucht hatten, immer derselbe Duktus, die gleiche 08/15 Gestik, die normierte Kleidung, es war ein Festival der Klone. Das sind Momente, und sie häufen sich, da danke ich für meine Ausbildung, die, nicht nur im Falle von Moderationen, zu Teilen auf der Straße stattgefunden hat, bei Stand-Up, Performances etc. pp. Wer da nicht innerhalb von wenigen Momenten die Leute hat, der stirbt einen langsamen Moderations-Tod. Und wer die Leute nicht zum Lachen bringt, der kann gleich ganz einpacken. Es gibt sie ja, diese Methoden-Schulen, Metaplan ist da ein Klassiker, der für viele sicher sehr hilfreich ist.
Ich kann mich erinnern, wie ich mir eine komplette Vorbereitungsgruppe von einer Veranstaltung mit Gruppenarbeit zum Feind machte, als eine sagte: „Also in den Workshops brauchen wir dann das übliche Material für Metaplan“ und ich intervenierte: „Metaplan ist was für Looser.“
….
Wieso war nicht ein einziger Gestalter einer Messe-Performance auf die Idee gekommen, als Blickfang auf seinen Stand eine große, klassische Schultafel zu stellen, als Sitze für das Publikum uralte Schulbänke mit Tintenfässern zu platzieren und den Moderator mit einem Zeigestock auszustatten (mit dem ich gnadenlos auf jeden Störenfried eingeprügelt hätte, aber das ist eine andere Geschichte)? Es ist doch so einfach, Publikum zu fesseln: Tu das Unerwartete. Sei anders als der Rest. Agiere Antizyklisch.
Kopfschüttelnd schritt ich fürbass.
daimler
Hier aber ergriff mich Nemesis, und Ares und Erebos wollt‘ ich beschwören, mit Schwert und Vernichtung zu tilgen diesen Ort der Verdammnis vom Antlitz der Erde. (Nemesis ist die Göttin des Zorns, Ares und Erebos sind die Götter des Krieges und der Dunkelheit. Wer das nicht wusste, muss zur Strafe zweimal auf die Didacta.) Mit flächendeckender schamloser Dreistigkeit hat sich auf der gesamten Didacta das Kapital breitgemacht, um die Herzen und Hirne unseres Nachwuchses zu verseuchen mit effizienter Lernzieloptimierung, maximalen Brain-Output und effektiver Selbstoptimierung und Marktdurchdringung. Humboldtsches Bildungsideal? War da mal was?
Macht ein Ende, Ihr Götter!
Aber eins hat die Didacta mir wieder gezeigt: Die Welt ist der beste Lernort. Grau, teurer Freund, ist alle Theorie.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert