10.06.2018 – Was ist Luxus?


96 degrees in the shade. Wie sich diese Hitze anhört, können Sie hier hören. Lassen Sie den Bass einfach in Ihren Bauch einwirken …
Die Antworten auf die Frage, was Luxus ist, dürften extrem unterschiedlich ausfallen: für die Eine ein Dach über dem Kopf, für Andere eine Segelyacht. Mal zwei Wochen Urlaub in der Karibik? Ein paar Tage Muße? Saubere Luft? Liebe? Ruhm & Erfolg?
Ohne das Streben nach Luxus gäb’s keinen Kapitalismus und wer ihm frönt, baut verdammt nahe an der Hölle: Das lateinische Luxuria ist die Wollust, die ich lieber mit drei „l“ schreiben würde, und das ist eine der 7 Todsünden.
Ich reibe mir bei der Hitze nach dem Duschen den ganzen Körper mit meinem selbstgemachten Rosenwasser ein, was nicht nur köstlich duftet, sondern auch immens erfrischt. Das Rosenwasser ist eigentlich nur für das Gesicht bestimmt, für ein paar Milliliter muss man schon einige Rosenblüten mazerieren. Aber den Luxus gönn ich mir. Ein immaterieller Luxus, vom Materialwert her ein paar Cent vielleicht. Aber hinterher fühl ich mich extrem luxuriös. Das Luxussegment „Ruhm“ war mir nur im Rahmen einer regionalen Teilbekanntheit beschieden, Erfolg zwar etwas mehr, aber es hätte schon noch eine Schippe mehr sein können von allem. Umso erfreuter war ich, als ich von der für die deutschen Ost(see)gebiete zuständigen Blogkorrespondentin dieses Bild erhielt. Ein Dorf, das meinen Namen trägt! (Danke dafür, dafür gibt’s in der Redaktionsstube demnächst ein Pikkolöchen):

Zwar flicht die Nachwelt mir nur kleine Kränze,
doch meine Freude, die kennt keine Grenze.

Grenzen hingegen kennt meine Freude angesichts der herrschenden Diskurse im Land. Ich weiß nicht, ob der Rat für deutsche Rechtschreibung am 08.06 beschlossen hat, das Gendersternchen „*“ offiziell ins deutsche Regelwerk aufzunehmen.
Mir kam nur ein Bild dazu in die Erinnerung aus der Zeit, als diese Diskussion noch auf der Argumentebene geführt wurde.
Die Diskussion ist durch, die Argumente sind ausgetauscht. Ab jetzt ist die Entwicklung der Sprache eine Machtfrage. Sprache bildet immer auch Herrschaftsverhältnisse ab und wirkt auf sie zurück. Herrschaftsverhältnisse ändern sich durch Druck und selten durch Beten oder Wollen. Der rechte Rand, der mittlerweile die Mitte der Gesellschaft ist, hat das erkannt und lässt die AfD im Bundestag gegen Genderwahn wüten. Also muss Emanzipation auch auf sprachlicher Ebene nach getaner gesellschaftlicher Diskussion per ordre du mufti durchgedrückt werden. Würde ich noch Projekte als Verantwortlicher durchführen, würde ich allen Beteiligten eine gendergerechte Sprache vorschreiben. Bei den allfälligen Diskussionen würde Blut fließen (bildlich … ), ich kenne mein Temperament. Göttinseidank sieht meine Lebensplanung anders aus.
Vor Jahren, es war irgendwo am Mittelmeer, als diese Diskussion noch, siehe oben, geführt wurde, sah ich am Strand einen Mann mit einem T-Shirt, auf dem stand: Gleichberechtigung ist, wenn die Weiber auch mal einen ausgeben. Ich weiß nicht, ob auf der T-Shirt Rückseite stand: Mett und Bier formten diesen wunderschönen Körper. Der Mann war sehr rundlich.
Für einen Moment tat er mir leid, wie er da am Strandkiosk stand, trotzig wie der Suppenkasper, der seine Suppe nicht essen wollte, traurig und überfordert von den Zumutungen der Moderne, aber wehrhaft. Der Moment verflog schnell.
Gnadenlos hielt ich in dem guten Gefühl, wesentlich schneller als diese Mettmaschine zu sein, mit der Kamera drauf.
Das Bild erspare ich Ihnen, liebe Leserinnen, dann doch.