28.06.2018 – Der Lohn des Cosmopoliten für seine Verachtung der Vaterlandsliebe beträgt das 20fache seines Einsatzes


Eigentlich hätte ich allen Grund zu tanzen. Gestern ging meine Wette in Erfüllung, dass die Ostgoten aus dem WM Turnier fliegen. Der Lohn des Cosmopoliten für seine Verachtung der Vaterlandsliebe beträgt das 20fache seines Einsatzes.
Eine Beschäftigung mit Fußball verbietet sich für Menschen von Welt und mit Niveau unter allen Umständen, es ist vollkommen inakzeptabel. Es bedarf nur der Erwähnung, dass ein Teil des Ostgoten-Teams der sogenannten Bling-Bling Fraktion angehören soll.
Dahinter muss man nicht mehr argumentieren und ich schäme mich dafür, dass ich sowas überhaut weiss.
Es gibt eine Ausnahme bei diesem kategorialen Beschäftigungsverbot: Das Wetten. Der Dandy wettet unter allen Umständen auf alles und jedes – wünschen Sie, liebe Leserinnen, mir z. B. einen „Guten Tag“, halte ich sofort 3:1 dagegen, dass er schlecht wird – er riskiert dabei auch Haus und Hof, siehe auch beim Urvater aller Dandys Beau Brummel.
So dämlich bin ich natürlich nicht, aber für einen prickelnden Einsatz gerne zu haben, und erst recht, wenn es gegen den Rest der Welt und die Ostgoten geht, es also jede Menge sozialer Distinktion einzusammeln gilt. Sollte jetzt noch das Endspiel lauten Spanien gegen Frankreich (20facher Einsatz), muss man sich mich als glücklichen Menschen vorstellen, der die Portweinkorken knallen lassen wird.
Was mir an dem Bild oben im Nachhinein auffiel ist der Schriftzug „Young Wild & Free“ über meinem Kopf. Das fand ich so putzig, dass ich das Bild in mein Online Archiv hier packe, obwohl ich es noch nicht photogeshoppt habe. Das ist das Faszinierende an Fotos, dass sie oft Geschichten erzählen, die erst im Nachhinein auffallen und die so garnicht beabsichtigt waren. Fotos von vor 20, 30 Jahren erzählen mitunter Geschichten, die den Auslöser völlig vergessen machen. Ich bin ein unbedingter Anhänger der Theorie, dass zeitgenössisches Schreiben und alle Kulturproduktion überhaupt ohne Bildproduktion und die Verarbeitung medialer Bildwelten nicht möglich ist. Anders fällt man noch hinter den Realismus des 19. Jahrhunderts zurück.
Normalerweise hätte ich dieses furchtbare Doppelkinn oben wegretuschiert. Ein Dandy hat kein Doppelkinn, unter keinen Umständen.
Beruhigender Weise gibt es in Kreuzberg jede Menge Botoxpraxen. Forever Young.
Wild and Free nicht zu vergessen.
In dem Sinne, liebe Leserinnen, wünsche ich Ihnen wilde und freie Sommertage, und mir, das ich heute endlich mal wieder zu meinem Mittagsschlaf komme.