07.07.2018 – Licht und Schatten


U-Bahnhof Hallesches Tor, Berlin.
In diesem Betonmoloch Berlin ist die sonnendurchglühte Hitze mitunter so unangenehm, dass ich vor dem Durchqueren von Sonnenzonen kurz in der Schattendeckung verharre, vor allem an Ampeln, und Ausschau nach dem besten Weg ins nächste Schattenloch halte, gleich einer „Under Fire“ Szene, in der man Haken schlägt vor Scharfschützen auf dem Dach.
Ein bescheuerter Vergleich, aber die Hitze drängt mitunter nicht nur flirrende Bilder in die Phantasie, sondern auch peinliche.
Sie produziert aber auch Gefühle, die das Gemüt schweben lassen, unplanbare, intensive Momente, die so nur im Sommer in der Großstadt möglich sind. Wenn man nicht gerade auf einer schattenlosen Kreuzung Teer kochen muss für Asphaltarbeiten.
Ich wartete in der Adalbertstr. im tiefsten Kreuzberger Kiez auf einen Bus, der mich nächtens nach anstrengend schönem Tag in meine Homebase schaukeln sollte, fluchend, weil er nicht kam und ich keine Verkehrsbetriebe App installiert hatte, zur Info. Irgendwann schickte ich mich drein und sog die Athmosphäre dort auf, von den endlosen kleinen abgerockten Kneipen, bedächtige Flaneure, eine kleine Galerie mit Vernissage-Trinkern davor, auf Schüttgutkästen hockten Bierflaschenkonsumenten, alles umfangen von einer fröhlich-melancholischen Beschaulichkeit und getragen von Milde .
Das Gleiche bei Nieselregen und Frost im Dezember und ich hätte mich an die nächste Strassenlaterne gehängt, die hier teilweise alten Modellen der Vorkriegszeit nachempfunden sind.
So aber genoss ich, still, vergnügt und kostenfrei.
Laut,fröhlich und kostenintensiv genoss ich gestern den Sieg der Belgier bei der WM im Imbiss unten in meiner Homebase. Der einzige Imbiss, den es dort gibt, sind diverse Biere und Kurze, dafür eine Luft zum Schneiden, weil jeder dort ununterbrochen raucht, selbst die, die das schon ein Bein gekostet hat. Die Kommentare zu Neymars Schauspieleinlagen sind nicht mal ansatzweise zitierfähig . Auch meine. Ich kann den Kerl nicht leiden, ein Schicksal, das er mit fast allen Fußballern teilt, eine Kaste gehirnamputierter Vollidioten. Ich aber, der ich vor Zeiten schon eine Wette auf Belgien platziert hatte für eine 6,5er Quote und darauf einen ausgab, gelte bei meinen neuen Kumpels als Wettgott. Ich liebe diesen Scheiss-Sommer. Und wünschen Ihnen, geschätzte Leserinnen, ähnliche Glücksgefühle.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert